RTL-Dschungelcamp: Tag 6:Dem Yotta bleibt nichts, außer von sich in der dritten Person zu reden

Dschungelcamp - Bastian Yotta bei einer Dschungelprüfung

Tomaten-Trauma: Bastian Yotta holt in der Dschungelprüfung "Spülhölle" null Sterne - Mitstreiterin Gisele Oppermann vier.

(Foto: RTL)

Gisele steckt in der Dschungelprüfung vier Sterne ein und teilt gegen Teampartner Bastian aus. Die schmerzhafteste Ohrfeige verteilt an Tag sechs aber Sibylle.

TV-Kritik von Johanna Bruckner

Thema des Tages: der Streit zwischen Sibylle Rauch und Tommi Piper. Für den Star aus Eis am Stiel und die Stimme von Alf ist das Dschungelcamp das erste Reality-TV-Engagement. Bislang erinnerte die Darbietung der beiden an einen Filmtitel aus der Zeit vor dem Boom von Erniedrigungsformaten: Denn sie wissen nicht, was sie tun. Doch neuerdings zeigt die Lernkurve steil nach oben - an Tag sechs scheinen die beiden angekommen im Horror der modernen Fernsehunterhaltung: Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast (und mach' es jetzt einfach genauso). Bekamen am Vortag noch Evelyn Burdecki und Domenico de Cicco für die erhitzte Aufarbeitung ihrer Kuppelshow-Romanze die meiste Bildschirmzeit, so bestimmen an Tag sechs Sibylle und Tommi mit ihrem Zoff die Sendung.

Worum geht's? Vordergründig darum, ob sich Tommi während der gemeinsamen Wache am Lagerfeuer respektlos gegenüber Sibylle benommen hat. Sie wirft ihm vor, ihr mit einer Handbewegung bedeutet zu haben, sich auf die andere Seite des Feuers zu setzen ("Ich möchte nicht, dass ich als Aussätzige von der Feuerstelle verwiesen werde"). Er unterstellt ihr, zu lügen ("Mit dir ist es aus, das schwör' ich dir"). Klingt erst einmal banal - in Wahrheit wird aber eine existenzielle Frage verhandelt: Wem gebührt ein Daseinsrecht im deutschen Fernsehen?

Tommi sagt: "Ich kenn' die Frau gar nicht! Sie hat Eis am Stiel gemacht und noch so ein paar merkwürdige Filme. Ich schau' das gar nicht, weil ich was im Kopf hab'." Sybille kontert: "Die Stimme von etwas Berühmtem zu sein, ist etwas anderes, als selbst etwas Berühmtes zu sein."

Worüber wurde am Lagerfeuer gesprochen? Über den "Kampf der Rentner" (O-Ton Chris Töpperwien). Das spricht für die Ereignisleere an Tag sechs. Die RTL-Gagschreiber und -Moderatoren machen das Beste draus. Konkret: jede Menge Ageism-Jokes.

Und die Dschungelprüfung? Geht runter wie Öl. Also zumindest für Dauerprüfling Gisele Oppermann. Die muss mit Mitstreiter Bastian "Mein-Gefühl-sagt-mir-heute-zehn-Sterne" Yotta durch die "Spülhölle". Die beiden stecken jeweils mit dem Kopf und einer Hand in einer Rutschbahn, über die RTL den üblichen Ekelprüfungsmüll entsorgt: Kuhurin, verrottete Tomaten, Fischabfälle, Kakerlaken und Grillen. Es gilt, möglichst viele Sterne aus den einzelnen Spülgängen zu fischen. Gisele gelingt das vier Mal. Und Bastian? Der greift nicht zu, sondern ins Klo. Das letzte Wort gebührt damit zur Abwechs­lung der bisherigen Serienversagerin Gisele: "Für mich ist es ein geiles Gefühl, dass endlich mal jemand anders null Sterne hat."

Tragende Rolle: der Yotta, verkörpert von Bastian Josef Gillmeier. Halb Muskelmann, halb Motivationsmaschine. Ein Reality-TV-Titan mit mehr Zähnen als Stefan Raab und weniger Skrupel als die Redaktion von Schwiegertochter gesucht. So einer überlebt noch die Kakerlaken-Requisite im Camp. Dachte man. Aber nach der zweiten vergeigten Dschungelprüfung in Folge bleibt dem Yotta nichts, außer von sich in der dritten Person zu reden. "Man haut halt gern auf den Yotta drauf", spricht der Yotta. "Der Yotta mit seinem breiten Kreuz, der kann das abhaben." Sie ahnen es wahrscheinlich - kann er nicht: "Dass wir alle die gleiche Seele, das gleiche verletzliche Herz haben, das sehen die Leute nicht."

Und so zieht sich der Yotta zurück wie ein verwundetes Tier, liegt mit leerem Blick auf seiner Pritsche und streichelt das Kissen mit dem Konterfei seiner Lebensabschnittsgespielin. "Strong, healthy, full of energy", steht daneben. Es ist der vielleicht traurigste Moment dieses Fernsehjahres.

Moral der Geschichte? "Tommi, hör' auf mit dir zu sprechen, sonst denken die Leute nachher noch, du bist bekloppt", warnt Chris Töpperwien. Als wäre es dafür nicht schon fünf Tage zu spät.

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