Protest im Fall Böhmermann:ZDF-Mitarbeiter solidarisieren sich mit Böhmermann

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  • Der Redakteursausschuss des ZDF fordert in einem internen Schreiben, den umstrittenen Neo-Magazin-Royale-Beitrag, in dem Jan Böhmermann ein Schmähgedicht auf den türkischen Präsidenten Erdoğan rezitiert, wieder in die Mediathek zu stellen.
  • Auch in anderen ZDF-Formaten würden regelmäßig Politiker hart angegangen.
  • Das ZDF hat ein Gutachten in Auftrag gegeben, es kommt zu dem Schluss: Böhmermann hat mit seinem Gedicht kein Recht gebrochen.

Im ZDF solidarisieren sich offenbar einige Redakteure mit Jan Böhmermann.

Wie Spiegel Online berichtet, setzt sich der Redakteursausschuss des Senders in einem Schreiben dafür ein, dass die Satire nicht aus der Mediathek gelöscht wird.

"Wir würden es begrüßen, wenn die 'Schmähkritik' vom Giftschrank wieder in die Mediathek gestellt wird. Als Dokument der Zeitgeschichte", wird das Gremium zitiert.

Auch Satireformate wie die heute-show oder die Anstalt würden Politiker notorisch so hart angehen, dass sie sich beleidigt fühlen könnten, heißt es weiter.

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Auch ein bisschen Stolz klingt durch. "Eine ZDF-Sendung bewegt Regierungschefs und ersetzt ein juristisches Proseminar. Programmauftrag erfüllt", heißt es in dem Brief.

Allerdings würde der ZDF-Führung nun "teilweise vorauseilender Gehorsam nachgesagt" und ZDF-Redakteure müssten abgenommene Filme aus der Mediathek nehmen. "War es das wirklich wert?"

Der Videoclip, in dem zu sehen ist, wie Böhmermann, ein Schmähgedicht auf den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan rezitiert, um zu verdeutlichen, welche Art der Satire in Deutschland nicht erlaubt ist, wurde am Tag nach der Ausstrahlung aus der Mediathek gelöscht. Intendant Thomas Bellut begründete die Löschung damit, dass die Satire "nicht den Vorstellungen, die wir vom Programm haben" entspreche.

Dieser Linie folgt auch ein ziemlich vorsichtiges Statement, welches das ZDF auf Anfrage am Donnerstag verschickt:

"Es ist das gute Recht des Redakteursausschusses diese Meinung zu vertreten. Das ZDF bleibt aber bei seiner Entscheidung, das umstrittene 'Schmähgedicht' nicht mehr zu verbreiten, weil die Passage nicht den Qualitätsansprüchen und Regularien des ZDF entspricht."

Auch juristisch dreht sich der Fall weiter: Böhmermann will eine Unterlassungserklärung nicht unterzeichnen, die ihm der Anwalt des türkischen Präsidenten hat zukommen lassen. Parallel prüft die Bundesregierung weiterhin eine strafrechtliche Verfolgung des Moderators, worauf die türkische Regierung gedrängt hatte.

Inzwischen hat das ZDF das Ergebnis eines Rechtsgutachtens mitgeteilt, das es zum Fall Böhmermann in Auftrag gegeben hatte. Es kommt zu dem Schluss, das Gedicht sei "rechtlich zulässig".

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