Omarosa Manigault:An Trumps Seite im TV und im Weißen Haus

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Omarosa Manigaults Weg führte vom abgebrochenen Journalistikstudium über eine Teilnahme bei The Apprentice ins Weiße Haus. (Foto: AP)

Auf Omarosa Manigault konnte sich Trump schon in der Serie "The Apprentice" verlassen. Jetzt ist sie seine Beraterin. Ihr Stil: Pöbelei und Beleidigtsein.

Von Andrian Kreye

Vergangene Woche stürmte Omarosa Manigault, die Beraterin des amerikanischen Präsidenten, voller Wut aus einer Besprechung mit dem Dachverband afroamerikanischer Zeitungsverleger, weil ihr eine Frage zu direkt war. Das ist vor allem deswegen interessant, weil ihr Job in der US-Regierung darin besteht, genau solche Szenen zu verhindern. Offiziell ist sie die Kommunikationsdirektorin des White House Office of Public Engagement and Intergovernmental Affairs.

Dieses Amt für den Dialog mit der Öffentlichkeit und interne Angelegenheiten der Regierung wurde 1974 von Präsident Gerald Ford gegründet, um nach dem Fiasko der Nixon-Jahre das Vertrauen der Öffentlichkeit in das Weiße Haus wiederherzustellen. Seither hat sich die Behörde zu einem Hebel entwickelt, um Einfluss auf die Regierung zu nehmen. Unter Jimmy Carter konnte Midge Costanza in ihrer Funktion als Leiterin des Amtes die Rechte der Frauen und Homosexuellen stärken. Unter Ronald Reagan ebnete Faith Whittlesey den Weg für die religiöse Rechte.

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Warum nun ausgerechnet Omarosa Manigault auf die zweite Stelle dort berufen wurde, ist ebenso erstaunlich wie exemplarisch. Erstaunlich ist ihre Vorgeschichte. In den USA ist die 43-Jährige eine Figur mit klar definiertem Profil und immerhin so prominent, dass sie in den Medien ohne Nachnamen genannt wird, ähnlich wie Madonna oder Adele. Bekannt wurde sie 2004 als Antagonistin in der ersten Staffel der NBC-Sendung "The Apprentice". Das ist eine Reality-TV-Serie, in der Jungunternehmer an Aufgaben scheitern. Die Rolle des K.o.-Rundenrichters nahm seinerzeit Donald Trump ein, damals noch Bauunternehmer und Serien-Pleitier.

Man darf die Bedeutung der Sendung nicht unterschätzen, denn sie steht für jenen Kulturbegriff, der Trump zu der Figur gemacht hat, als die er dann die Präsidentschaftswahlen gewinnen konnte. Das ist die Welt der Schönheitswettbewerbe, Wrestling-Kämpfe und Reality-TV-Sendungen, die vermeintlich für ein knallhartes Leistungsprinzip stehen, auch wenn Dramaturgie und Sieger schon vorher festgelegt werden.

Dadurch erklärt sich auch die Mischung aus Pöbelei und chronischem Beleidigtsein, die den Stil der Regierung und auch der Arbeit von Omarosa Manigault bestimmt. Der Reiz solcher Wettbewerbe und Sendungen besteht vor allem aus Schadenfreude. Deswegen muss es erst Krawall geben; dann muss jede Form menschlichen Leids mit eben jener Verve vermittelt werden, die etwa der Wrestler The Undertaker in Schmerzensschreie legt, wenn ihm Stone Cold Steve Austin wohl choreografiert ins Kreuz springt.

Sie arbeitete im Büro des damaligen Vizepräsidenten Al Gore und im Handelsministerium

Auch Omarosa hatte bei "The Apprentice" eine klar definierte Rolle. Die lässt sich kaum beschreiben, ohne in frauenfeindliche Klischees abzurutschen, "stutenbissig" wäre höflich. Nun verbindet sich die Teilnahme an so einer Sendung selten mit einer gefestigten Lebensphase. Meist knüpfen sich daran die Hoffnungen zu Beginn oder am Ende einer Laufbahn.

Für Omarosa war es der Beginn. Die junge Frau aus Ohio hatte ein Journalistik-Studium abgebrochen. In den 1990er-Jahren arbeitete sie im Büro des damaligen Vizepräsidenten Al Gore und im Handelsministerium, wurde aber beide Male gefeuert. Nach ihrer Zeit bei "The Apprentice" ließ sie sich zur Baptistenpredigerin ausbilden. Nach einer Staffel "Celebrity Apprentice" kam es 2013 zu einem Skandalprozess, weil Michael Jacksons Schwester LaToya behauptete, Omarosa sei für den Tod ihres Verlobten, des Hollywoodstars Michael Duncan Clarke, verantwortlich.

Im Weißen Haus hat Omarosa nun im Gegensatz zur Sendung weder die Rolle als Intrigantin noch die Aufgabe, als afroamerikanische Frau das demografische Gleichgewicht herzustellen. Sie bekam den Job exemplarisch: Präsident Trump kann sich hundertprozentig auf sie verlassen. Deswegen hat Omarosa Manigault auch entscheidenden Einfluss auf die Politik der USA.

© SZ vom 01.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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