Offener Brief der Fernsehregisseure:Eine Frage des Respekts

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Kriegt gerade viel Post: ARD-Programmdirektorin Christine Strobl. (Foto: Christian Charisius/picture alliance/dpa)

Wieder ein offener Brief an die ARD: Nach den Hörspiel- und Drehbuchautoren protestieren nun auch die Filmregisseure.

Von Stefan Fischer

Die ARD hat ein weiterer offener Brief erreicht, diesmal vom Bundesverband Regie. Als Grund nennen die Vorstandsmitglieder des Verbandes: "Die Art und Weise, wie Regisseurinnen und Regisseure in Deutschland bei ihrer Arbeit unter Druck gesetzt sind, hat ein Maß erreicht, das nicht mehr hinnehmbar ist."

In der Vorwoche hatten sich, wie nun die Regisseure, bereits die Drehbuchautoren an die neue ARD-Programmdirektorin Christine Strobl gewandt. Der Verband Deutscher Drehbuchautoren beklagt in seinem offenen Brief, seinen Mitgliedern werde die Mitsprache und Mitbestimmung bei vielen öffentlich-rechtlichen Filmprojekten systematisch verweigert, und verlangt deshalb verbindliche Leitlinien für die künftige künstlerische Zusammenarbeit. Es gibt solche Leitlinien bereits, sie haben allerdings nur informellen Charakter und würden konsequent unterlaufen, so der Vorstand.

Die öffentlich-rechtlichen Sender bekommen den geballten Unmut der Kreativen zu spüren

Einige Tage zuvor hatten sich bereits Hunderte Hörspielautorinnen und -autoren in einem offenen Brief über finanzielle Ausbeutung beschwert und eine kontinuierliche Verschlechterung der Arbeitsbedingungen konstatiert. Die öffentlich-rechtlichen Sender und voran die ARD bekommen also gerade aus unterschiedlichen Richtungen großen Unmut zu spüren von Künstlern und Kreativen, die für die Sender wertvolle Programme herstellen. Thema ist entweder die Prekarisierung der kreativen Arbeit oder die Entmündigung der Künstlerinnen und Künstler. Manchmal auch beides.

Der Bundesverband Regie führt in seinem Brief an ARD-Programmdirektorin Christine Strobl eine "Reihe von bedauerlichen Entwicklungen" auf: "Die Drehbücher kommen fast immer zu spät, Fragen nach inszenatorischen Möglichkeiten und künstlerischer Expertise, den Rahmenbedingungen der Arbeit oder dem Etat- und Budgetrealismus werden so gut wie nie gestellt." Außerdem sei es zwar lobenswert, dass die Tageshöchstarbeitszeit vor zwei Jahren gesenkt worden sei. Faktisch führe das seither allerdings dazu, dass für ein Fernsehspiel netto zwei Drehtage weniger zur Verfügung stünden. Weder in den Etats noch bei den Inhalten wurde darauf reagiert, so der Einwand der Regisseure, geschweige denn mit einem Ausgleich durch mehr Drehtage.

Der Vorstand des Verbandes, dem die Regisseure Michael Chauvistré, Matthias Greving, Cornelia Grünberg, Stefan Hering, Sibylle Kappes, Michael Schäfer und Satu Siegemund angehören, betont in seinem offenen Brief, die Probleme konstruktiv lösen zu wollen: "Bessere Filme entstehen nicht, indem Forderungen erhoben oder angedroht werden, sie entstehen in der Zusammenarbeit und in der Einigung darauf, was man verbessern und realisieren kann."

Am Ende des Briefes steht ein eigentlich banaler Satz: "Respekt für die eigene Arbeit einzufordern bedeutet auch, dass man in der Lage sein muss, der Arbeit anderer Respekt zu zollen." Diesen Respekt seitens der Sender und Redaktionen vermissen die Autoren und Regisseure jedoch immer häufiger.

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