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Daddy muss weg: Der Medienmogul Logan Roy (Brian Cox), hier mit seiner dritten Ehefrau Marcia (Hiam Abbass), traut seinen Kindern die Nachfolge nicht zu. (Foto: Sky)

In der HBO-Serie "Succession" drängen die Erben eines Medienkonzerns noch zu Lebzeiten ihres Vaters auf den Chefsessel. Doch der traut ihnen das nicht zu.

Von Runa Behr

Medienmogul ist kein Job, sondern eine Lebensaufgabe: Rupert Murdoch mischt auch gut zwanzig Jahre nach Erreichen des Rentenalters immer noch fleißig ganz vorne mit, und auch Sumner Redstone, Mehrheitseigner von Viacom und der CBS Corporation, wollte lange nicht als Verwaltungsratschef abdanken, bis ihn 2016 eine Krankheit dazu zwang. Ein bisschen wie Shakespeares King Lear, das alles. Den hat Brian Cox 1990 am Londoner National Theatre gespielt, in der HBO-Serie Succession verkörpert er nun eine ähnliche Rolle: Logan Roy, einen Medienunternehmer, dessen vier Kinder bereits mit den feinen Lederschuhen scharren, um unter Einsatz von Ellenbogen und anderen Körperteilen endlich an die Konzernspitze zu stürmen.

Es ist an der Zeit, der alte Herr wird schusselig, findet nicht mal mehr das Badezimmer, pinkelt in der Eröffnungsszene im Wohnzimmer auf den Teppich. Doch an seine Kinder abgeben will er nicht, findet er doch alle ungeeignet: den Hippie Connor (Alan Ruck), den Möchtegernboss Kendall (Jeremy Strong), Großmaul Roman (Kieran Culkin) und die im Hintergrund strippenziehende Shiv (Sarah Snook).

Die HBO-Serie drückt sich vor der Frage: Drama oder Satire?

Als der Senior von einem Schlaganfall in die Knie und dann ins Krankenhausbett gezwungen wird, sorgen sich die Kinder - nicht vorrangig um den Vater, versteht sich, sondern um das wankende Unternehmen und ihre Rollen darin. Familiärer Zusammenhalt? Was für arme Leute. Die Intrigen nehmen ihren Lauf, der Zuschauer möchte für kein Geld der Welt mit der verzogenen Sippe tauschen. Beim Softball etwa bietet Roman einem fremden Kind eine Million Dollar für einen Homerum - warum? Weil er es kann. Als das Kind zu langsam ist, zerreißt er den ausgestellten Scheck vor dessen Augen und reicht ihm einen Papierschnipsel. Eine Viertelmillionen für deine Bemühungen, sagt er und lacht. Glücklich macht so viel Geld also offenbar nicht - die Figuren nicht und die Zuschauer mangels Identifikationspotenzial auch nicht so recht.

Als Produzenten waren unter anderem Adam McKay und Jesse Armstrong beteiligt. McKay hat in seiner Finanzsatire The Big Short die Wall Street implodieren lassen, Amstrong mit der BBC-Satire The Thick of It die Politik hochgenommen. Seit über acht Jahren hat Armstrong ein hochgehandeltes, aber bislang unveröffentliches Drehbuch über Murdoch und dessen Nachfolge in der Schublade liegen. Die Roys in Succession will er dennoch nicht als fiktionalisierte Murdochs verstanden wissen.

Succession spart nicht an bissigem Zynismus und Flüchen, was zunächst durchaus unterhaltsam anzuschauen ist. Doch drückt sich die Serie um eine klare Entscheidung, ob sie nun Drama oder Satire sein will. Und die satirischen Elemente zielen zu wenig auf das Medienbusiness als solches ab, sondern zeigen wieder nur einmal, wie verkommen es hinter den Glasfassaden steriler Wolkenkratzer zugeht, alles von einer szenenweise fast dokumentarisch anmutenden Kamera in Hochglanzbilder gebannt. Schade für den Zuschauer, das so das durchaus angelegte Potenzial einer Abrechnung mit der Branche nicht vollständig ausgespielt wird.

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© SZ vom 23.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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