Seit Ausbruch der Proteste in Iran ist Natalie Amiri das Gesicht, das die ARD-Gemeinde auf dem Laufenden hält. Was dabei ungewohnt ist: Die deutsche Fernsehjournalistin trägt immer Kopftuch. Denn in der Islamischen Republik Iran müssen alle Frauen, unabhängig von Glauben oder Nationalität, in der Öffentlichkeit den Kopf bedecken. Weshalb die Korrespondentin, wie jede andere Journalistin, bei ihren Recherchen auf der Straße, in Behörden oder anderen öffentlichen Einrichtungen ein Tuch auf dem Kopf und einen Kurzmantel trägt, der wie bei allen Frauen im Land mindestens die Hüften bedeckt. Amiri auf Anfrage dazu: "Als ARD-Korrespondentin muss ich mich natürlich an die öffentliche Schleierpflicht halten und kläre Zuschauer auf Nachfrage entsprechend über die Gesetzeslage im Iran auf."
Amiri, Tochter eines Iraners, hat schon früher darauf verwiesen, dass die Kopftuchpflicht selbst für höchstrangige Staatsgäste gilt: "Gäbe es also einen Besuch in nächster Zeit von Angela Merkel, sie müsste ein Kopftuch aufsetzen." Der Kopftuchzwang begann mit der Islamischen Revolution von 1979. Ayatollah Ruhollah Khomeini forderte wenige Tage nach der Machtübernahme, dass Frauen einen Hidschab tragen sollten, "statt sich zu schminken und ihre Reize zu zeigen".
Proteste der Frauen - darunter Anhängerinnen des Umsturzes - änderten nichts. Kurz nach den Demonstrationen war der Schleierzwang in Kraft, eifernde Khomeini-Anhänger gaben "Entweder Kopftücher oder Schläge auf den Kopf" als Handreichung aus.
Seitdem ist der Schleier Pflicht, Schulmädchen müssen sich von der 1. Klasse an verhüllen. Dass der Koran das Tuch nicht ausdrücklich vorschreibt, hat die Hartleibigen unter den Mullah-Politikern nie gestört; wie genau sie es damit nehmen, ist aber Gradmesser für das Maß an Liberalität, das im Land herrscht. Geben Reformer den Ton an, werden die Mäntel enger, rutschen die Kopftücher nach hinten, werden Rouge und Lippenstift kräftiger. Haben Betonköpfe das Sagen, bedeckt das Tuch den Haaransatz.