Kampf um Privatsphäre:Grüße an euch alle

Lesezeit: 2 min

Schrieb die Herzogin wirklich einen persönlichen und privaten Brief an Thomas Markle? (Foto: CAITLIN OCHS/REUTERS)

Bisher unbekannte E-Mails werfen kein gutes Licht auf Meghan Markles Kampf gegen die Boulevardpresse.

Von Alexander Menden

Anfang dieses Jahres entschied der britische High Court in einem Rechtsstreit zwischen der Herzogin von Sussex, Meghan Markle, und der "Associated Newspapers Limited" (ANL) zugunsten von Markle. Sie hatte den Verlag wegen fünf Artikeln verklagt, die Teile eines "persönlichen und privaten" Briefes wiedergaben, den sie im August 2018 an ihren Vater Thomas Markle geschrieben hatte. Das Gericht entschied, die Veröffentlichung des Briefes sei rechtswidrig gewesen, und ließ den Fall nicht für eine weitere Verhandlung zu. Das wurde allgemein als Punktsieg Markles und ihres Mannes Prinz Harry in ihrem Ringen mit der von ANL publizierten Zeitung Daily Mail gewertet.

Nun jedoch geht besagter Rechtsstreit wohl in eine neue Runde. Markles ehemaliger Pressesekretär Jason Knauf hat einem Londoner Gericht E-Mails zugänglich gemacht, die man so lesen kann, dass der fragliche Brief durchaus mit der Intention einer möglichen Veröffentlichung verfasst wurde. "Natürlich habe ich alles in dem Bewusstsein geschrieben, dass es möglicherweise durchgesteckt wird", so schrieb Markle am 22. August 2018 an Knauf. "Also habe ich meine Worte sorgfältig gewählt, [...] und für den bedauerlichen Fall, dass es durchsickert, würde das einen Nerv treffen." Laut Knauf bat Markle ihn, das Schreiben daraufhin abzuklopfen, ob ihr darin etwas negativ ausgelegt werden könnte.

Offenbar ließ das Paar auch Infos für eine angeblich unautorisierte Biografie durchsickern

ANL-Anwalt Andrew Caldecott argumentierte nun in einer Anhörung, der Brief sei "mit Blick auf die Öffentlichkeit erstellt worden", daher müsse nun der vom Verlag geforderte volle Prozess stattfinden. Markles Anwälte halten dagegen, dass die Ahnung, ein privates Schriftstück könnte veröffentlicht werden, nicht mit dem Wunsch nach einer solchen Veröffentlichung gleichzusetzen sei.

Prinz Harry hat die britische Presse wiederholt öffentlich bezichtigt, eine konzertierte Kampagne gegen seine Frau zu fahren. Zuletzt kritisierte er den Begriff "Megxit", mit dem zahlreiche Blätter seine und Markles Entscheidung umschreiben, keine öffentlichen royalen Pflichten mehr zu übernehmen, als "frauenfeindlich" und zog Vergleiche zum Schicksal seiner Mutter, Prinzessin Diana. Eine im Oktober veröffentlichte Studie des Social-Media-Analysedienstes Bot Sentinel hatte zudem 83 Konten auf Twitter identifiziert, die offenbar für 70 Prozent der Hassinhalte und Fehlinformationen gegen Meghan und Harry verantwortlich waren. Das "vielleicht Beunruhigendste" daran, so Harry, sei die große Anzahl britischer Journalisten, die mit diesen Konten "interagierten und die Lügen verstärkten".

Für die Mail dürfte es eine Genugtuung sein, dass aus ihrer Sicht Jason Knaufs E-Mails nicht nur die Veröffentlichung des Briefs an Thomas Markle rechtfertigen, sondern auch die Möglichkeit eröffnen, dass Harry und Meghan mit dem Autor der angeblich nicht autorisierten Sussex-Biografie "Finding Freedom" zusammengearbeitet haben. Omid Scobie, einer der Autoren von "Finding Freedom", hat zwar beteuert, "jede Andeutung, dass der Herzog und die Herzogin an dem Buch mitgewirkt" hätten, sei unzutreffend. Doch der E-Mailverkehr mit Knauf beweist, dass das Paar über den Pressesekretär sehr wohl im Kontakt mit den Autoren stand und ihnen durch Knauf ausführliche Informationen zuspielte.

Brief von Ex-Royals
:Schlechtes Timing für den Abgang

Harry und Meghan werden für ihr Auftreten während der Corona-Krise kritisiert, nicht nur von Boulevardmedien. Diesen will das ehemalige "Royal Couple" in Zukunft die Interviews versagen.

Von Cathrin Kahlweit

Meghan Markle hat eine Erklärung vor Gericht eingereicht, in der sie sich entschuldigt und betont, sich nicht an die fraglichen E-Mails an Jason Knauf erinnern zu können. Sie akzeptiere aber, "dass Mr Knauf den Autoren für das Buch einige Informationen zur Verfügung gestellt" habe. Der Umfang dieser von ihm geteilten Informationen sei ihr nicht bekannt. Das nun wahrscheinlich gewordene Verfahren ist für das herzogliche Paar zweifellos ein Rückschlag im medialen Tauziehen um sein öffentliches Image.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusGroßbritannien
:Danke der Nachfrage

Ein Royals-Interview, Corona-Deals und eine ermordete Frau: Eine kurze persönliche Zusammenfassung der Lage im Königreich Großbritannien.

Gastbeitrag von A. L. Kennedy

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: