"Matterns Revier" im Ersten:Drogenschmuggel im Pott

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Mattern (Hansa Czypionka) findet heraus, dass es im Online-Gartenzwerge-Versand nicht mit rechten Dingen zugeht. (Foto: ARD/Martin Valentin Menke)

Rauchende Industrietürme, ranzige Eckkneipen und Heringssalat wie bei Mutti: Die neue ARD-Serie "Matterns Revier" ist voll mit platten Ruhrpott-Klischees.

Von Bernd Dörries

Mutti, Oppa, Wat is, Muss ja. Man muss nur ein paar Minuten Matterns Revier anschauen, und schon sind sie alle da, die Redewendungen und Klischees, die man mit dem Ruhrgebiet verbindet. Zechen stehen herum, Kohlekraftwerke rauchen und der Heringssalat muss noch ein bisschen ziehen, bis er schmeckt wie bei Muttern.

Es ist das grundlegende Problem des Ruhrgebietes, dass es bis heute noch kein Bild von sich entworfen hat, das nach vorne gerichtet ist. Der Blick im Pott, er geht oft zurück. Das ist in der Politik so, im Leben, und auch dann, wenn Comedy gemacht wird im Revier. In Matterns Revier, das in Essen spielt, sieht man im ersten Teil schon mehr Zechen, als man wahrnimmt, wenn man wirklich mal durch die Stadt läuft. Gesendetes Klischee.

Drogenschmuggel mit Hilfe von Gartenzwergen

Auf acht Teile hat der WDR Matterns Revier angelegt, und schon nach der ersten will man eigentlich gar nicht so unbedingt wissen, wie es weitergeht. So fängt es an: Der Dennis überredet den Ecki in seiner Eckkneipe dazu, doch während seiner Abwesenheit seinen Gartenzwergversand zu übernehmen, der laufe "wie geschnitten Brot". Irgendwann merkt Ecki, dass in den Zwergen Rauschgift verschickt wird und holt sich Hilfe bei Manfred Mattern (Hansa Czypionka, ), einem pensionierten Kriminaler, der gerne "mitte Kumpels is", der also versucht, seinen Freunden zu helfen, als die Mafia hinter den Gartenzwergdealern her ist.

Das ist der eine Handlungsstrang der ersten Folge, im anderen geht es darum, wie man in Eckis Kneipe den besten Heringssalat zubereitet, so wie damals bei Muttern aus Schlesien. Dazwischen quietschen die Reifen von tiefer gelegten Sportwagen mit Flammenaufklebern, und wie in Manta, Manta ist auch Tina Ruland wieder dabei.

Veraltete Ruhrpott-Klischees werden neu verwurschtelt

Matterns Revier, schreibt der WDR, handele "von den Menschen im Pott und ihrem eigenwilligen, liebenswerten Schalk im Nacken, der sie jede noch so große Gefahr gemeinsam meistern lässt". In Wahrheit handelt die Serie davon, wie sich die Fernsehleute in Köln den Pott noch immer vorstellen: Mutti, Oppa, Wat is. Der SWR hat mit Die Kirche bleibt im Dorf letztlich dasselbe in Süddeutschland gemacht, eine Schmunzelfolie über die Menschen gelegt.

Man könnte auch ganz andere Geschichten erzählen im Revier. Vom Fallen und Aufstehen, von Gemeinschaft und Solidarität. Von einer Art der Menschen, die viel vielschichtiger ist, als das dauernde "Hömma" in Matterns Revier.

Der WDR hatte neulich mal ein mutigeres Experiment gewagt, das keine Serie war, aber näher am wahren Leben. Für ein paar Tage wurden da Politiker in eine WG in Duisburg-Marxloh einquartiert und dann ins Leben geschubst, das traurig, aber auch tröstlich war. Matterns Revier ist eine Art Ruhrpott-Disneyland, das niemanden weh tut. Und gerade dadurch schmerzt.

Matterns Revier , ARD, dienstags, 18.50 Uhr.

© SZ vom 17.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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