Männermagazin:Der neue "Playboy" - für Männer, die wollen, aber nicht können

Playboy-Ausgabe Dezember 2016

Die Burda-typische, einbauküchenhafte Spießigkeit im Erscheinungsbild ist verschwunden: der deutsche Playboy nach dem Relaunch.

(Foto: Playboy/Burda)

Nach dem amerikanischen Original ist auch die deutsche Ausgabe des Männerhefts erneuert worden. Optisch hat sich das Blatt gesteigert. Inhaltlich bleibt manches beim sehr, sehr Alten.

Von David Pfeifer

Der Playboy, der zwinkernde Altherrenwitz unter den Männermagazinen, hat sich erneuert. Unter dem Logo steht nun nicht mehr der Claim "Alles, was Männern Spaß macht", sondern "Alles, was Männer lieben" - was gleich viel sympathischer klingt, weil Frauen zu lieben doch der freundlichere Ansatz ist, als nur seinen Spaß mit oder an ihnen zu haben.

Der US-Playboy hat sich vor nicht allzu langer Zeit dazu entschlossen, die abgebildeten Frauen zumindest spärlich zu bekleiden, nachdem sie über die Jahre immer expliziter abgebildet worden waren. Die Frage war also, ob der deutsche Ableger diesen Schritt auch wagen würde.

Das neue Layout wirkt aufgeräumter, die Burda-typische, einbauküchenhafte Spießigkeit im Erscheinungsbild ist verschwunden. Optisch hat sich das Blatt was Bildqualität, Haptik und Grafik angeht, von Bunte zu Elle gesteigert (die beide ebenfalls im Burda-Verlag erscheinen). Nur dass die Frauen weiterhin relativ nackt fotografiert werden, dabei aber deutlich moderner und lässiger inszeniert. Ein bisschen zeitgemäßer wirkt das Magazin dadurch, auch wenn die Schlüsselreize nach wie vor unterhalb der Stammtischkante gesendet werden.

Reportagen über harte Männer, die sich in Käfigen auf die Fresse hauen

So gesehen wäre es ein gelungener Relaunch, wenn den Playboy-Machern nicht bei den Buchstaben die Ideen oder das Geld oder beides ausgegangen wären. Es war natürlich immer eine Schutzbehauptung, dass man den Playboy wegen seiner guten Interviews liest. Aber ganz ohne originelle Geschichten und kluge Texte geht es leider auch nicht. Hier bleibt beim neuen Playboy alles beim sehr, sehr Alten - Reportagen über harte Männer, die sich in Käfigen auf die Fresse hauen, Leistungsberichte über Whiskys und Yachten und Billy Bob Thornton, der im Gespräch gesteht: "In mir steckt immer noch ein harter Bursche".

Zwischen den Zeilen schwingt immer die Sehnsucht mit, die Welt, und vor allem die Männer und Frauen darin, sollten doch wieder so sein wie 1953 (dem Gründungsjahr des US-Playboy).

Nun war der Playboy seit jeher das Versprechen seines Gründers Hugh Hefner, den Leser mitzunehmen an Orte (und zu Frauen), die er sonst nie erreichen würde. Dagegen wäre nichts zu sagen, hätte sich seitdem nicht das Frauen- und Männerbild und eben jene Welt gewandelt. Zum Glück.

Wenn also das, was im neuen Playboy steht, "alles, was Männer lieben" sein soll, sind damit zumindest schon mal nicht die Männer gemeint, die Sprache lieben, oder auch nur ein kluges Gespräch. Die Inhalte kommen über das Niveau von Bar-Gequatsche nicht hinaus, wo ein paar Typen zusammenstehen, um Frauen aufzureißen, dann aber so lange über diese statt mit ihnen sprechen, dass sie am Ende allein nach Hause gehen. Auch im neuen Glanz bleibt der Playboy also das Zentralorgan jener Männer, die wollen, aber nicht können. Eine prachtvolle Messe des Unerreichbaren.

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