Kerkeling sagt Gottschalk bei "Wetten, dass..?" ab:Hape ist dann mal wieder weg

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"Ich hab' das heute gerne gemacht. Aber für mich: nur einmal im Leben": Hape Kerkeling galt als Favorit für die Nachfolge von Thomas Gottschalk bei "Wetten, dass..?". Jetzt hat er dem Showmaster live im Fernsehen abgesagt - und mehrere Gründe genannt. Die Zuschauer hörten das gar nicht gerne.

Verena Wolff

So. Jetzt ist es endlich raus. Hape Kerkeling wird Thomas Gottschalk nicht beerben. Keine "Wetten, dass..?"-Couch für den Spaßmacher aus dem Ruhrgebiet. Stattdessen: Einzelne Shows, Bücher, Projekte. Im ZDF und woanders. Aber eben kein "Wetten, dass..?"

"Nein, ich möchte nicht", sagte Hape Kerkeling und erteilte Thomas Gottschalk damit eine Abfuhr. Die Nachfolge von "Wetten, dass ..?'" ist damit wieder offen. (Foto: dpa)

Gut hundert Minuten hat es gedauert, bis der 46-Jährige mit der Sprache rausrückte. Eigentlich aber nur fünf - wenn man die Sendung Revue passieren lässt und dabei ganz genau hinhört. Zwei Andeutungen gab es sogar.

Alles hatte diesmal, bei Gottschalks 150. und vorletzter Show, ganz anders angefangen als sonst. In die Messehalle Leipzig spazierte eben nicht Thomas Gottschalk nach der Eurovisions-Fanfare, sondern Kerkelings Alter Ego Horst Schlämmer. "Der Jottschalk hat janz schlimm Steiß", sagte der fiktive stellvertretende Chefredakteur des ebenso fiktiven Grevenbroicher Tagblatts. "Den kneten gerade ein paar Thailänderinnen wieder gesund", grunzte der schnauzbärtige Schlämmer und wedelte mit der Herrenhandtasche.

Kerkeling ließ Schlämmer noch die eine oder andere anzügliche Bemerkung machen, die eine oder andere Dame im Publikum beflirten - und schmiss sich selbst aus dem Rennen um die Nachfolge: Kerkeling, die Hackfresse, habe die Nachfolge abgelehnt. Der Grund: Seine Forderung von 5000 Mark pro Sendung sei völlig überzogen gewesen.

Als schließlich Gottschalk auf der Bühne erschien, genesen vom Steiß und in vergleichsweise geschmackvollem schwarzen Pailettenfrack -Ensemble mit silbernen Stiefeln, verabschiedete sich Horst Schlämmer mit folgenden Worten: "Ich hab' das heute gerne gemacht. Aber für mich: nur einmal im Leben."

Gottschalk stockte nur kurz, doch sein Gesicht sprach Bände. Er wusste Bescheid.Mit den Kollegen werde er später darüber noch mal reden, sagte der Entertainer, der die Sendung seit 23 Jahren moderiert. Schlämmer verzog sich fürs Erste, mitsamt Trenchcoat, Kassengestell, Schnauzbart und Herrenhandtasche.

Und dann, knapp hundert Minuten später: Auftritt Hape Kerkeling. Er rührte die Werbetrommel für sein Musical "Kein Pardon". Er sang das Loblied auf das deutsche Fernsehen, vergoss ein paar Schweißtropfen unter einem ebenfalls pailettenbesetzten schwarzen Anzug mit rotglänzendem Hemd. Und er sollte endlich die Diskussion beenden um seine Person im Hinblick auf die Nachfolge von Thomas Gottschalk, der nach dem schweren Unfall des Wettkandidaten Samuel Koch seinen Rückzug von der Samstagabend-Show verkündet hatte.

Kerkeling kam aufs Sofa und Gottschalk packte manchmal vergessene Interviewer-Qualitäten aus - wie er selbst mit Augenzwinkern bemerkte. "Und so frage ich Sie"... klang es kurz wie im Eheversprechen. Kerkeling beendete die Diskussion, ein für allemal: "Thomas, die Antwort ist ganz kurz: Nein, ich möchte nicht."

"Wetten dass ..?
:Ungewöhnliche Wetten und eine herbe Abfuhr

Thomas Gottschalk hatte bei seiner vorletzen "Wetten dass ..?"-Sendung einiges zu bieten: Ausgefallene Wetten, gutgelaunte Gäste auf der Couch - aber keinen Nachfolger. Wunschkandidat Hape Kerkeling sagte: "Nein, ich möchte nicht."

Das Publikum raunte. Gottschalk war gefasst, sehr sortiert. Otto Waalkes schaute geschockt. Wladimir Klitschko auch. Kerkeling schob die Begründung nach: "Natürlich ist das sehr schmeichelnd, dass gefühlte 198 Prozent der Fernsehzuschauer sich das vorstellen können. Aber nichtsdestotrotz: Ich mache viele unterschiedliche Projekte, ich will wieder Filme machen. Ich bin dabei, ein Buch zu schreiben. Ich möchte noch eine Dokumentarreihe machen - und all das könnte ich dann wahrscheinlich nicht mehr tun."

Gottschalk kommentierte wohlwollend, er beneide Kerkeling sogar um die Fähigkeiten, immer wieder anderes auf die Beine zu stellen. "Ich kann damit leben und der Rest des Publikums hoffentlich auch." Sprach's und drehte sich gleich zu Justin Timberlake zu seiner Linken - und bot dem Popstar den Job an. Der sagte erstmal "Ja", Dirk Bach später lieber "Nein". Kommentar Gottschalk: "Jetzt haben wir 'ne Sendung und keiner will sie haben."

Kerkelings Absage allerdings war nicht das, was die Zuschauer hören wollten. Auch die ZDF-Verantwortlichen hatten sich eine andere Antwort erhofft. "Es ist schade, dass er das Angebot nicht annimmt, aber ich respektiere seine Entscheidung und ihre Begründung", sagte Programmdirektor Thomas Bellut laut Mitteilung des Senders. Und Gottschalk? Der bohrte gar nicht so arg nach bei Kerkeling. Denn offenbar gibt es einen Plan B: Auf die Frage von Otto Waalkes, wie es nun weitergehe, sagte der nur: "Es gibt Alternativen."

Hape Kerkeling saß noch eine gute Stunde auf dem Sofa, das seine zukünftige Arbeitsstätte hätte sein können - und sang am Ende mit bei einem Ständchen, das alle Wettpaten unter der Leitung von Udo Lindenberg und Clueso zum Besten gaben.

Und sonst? Die Sendung nimmt endlich wieder Fahrt auf. Die Wetten waren allesamt spannend und ungewöhnlich: Klositze, Hundeatem und Bierflaschen machten eine interessante Mischung aus. Den Vogel schoss tatsächlich der Wettkönig ab: Stefan Pochmann hatte gewettet, einen verdrehten Zauberwürfel unter Wasser und mit verbundenen Augen zu lösen. Er schaffte es, allerdings leicht über dem Zeitlimit. Und Gottschalk? Sprach er sei der Chef und beschied die Wette als gewonnen, sehr zur Freude des Publikums. Die Musik war bunt gemischt, die Bankbesatzung mit Dirk Bach, Otto, Justin Timberlake, Andrea Sawatzki - ebenso wie Co-Moderatorin Hunziker mit Mega-Dekolleté - und Boxweltmeister Wladimir Klitschko auch.

Und ein Mal, endlich, kam die Kodderschnauze des Thomas Gottschalk wieder durch - die, für die es sich früher gelohnt hat, "Wetten, dass..?" einzuschalten und die ihm zugunsten des Kalauers abhanden gekommen schien. Nachdem Kerkeling mit einer Reihe von Tänzerinnen aufgetreten war, sagte Gottschalk ganz beiläufig: "Und obwohl wir in Leipzig sind, ist das nicht das MDR-Fernsehballet - die hatten heute keine Zeit, die tanzen auf einer Gedenkfeier für Gaddafi."

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