Journalismus:Von Erfolgen und Flops

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Hubert Burda, der sich schon früh für die Onlinewelt interessierte, habe noch immer Ideen und Anregungen, berichten Vertraute. (Foto: dpa)

Hubert Burda ist einer der letzten großen Verleger Deutschlands. Jetzt wird er 80, geht trotzdem noch unablässig ins Büro und spricht für die Nachwelt in ein Diktafon.

Von Caspar Busse

Gut zwei Wochen ist es her, da machte sich Hubert Burda auf den Weg in die Alte Kongresshalle in München. Er grüßte hier und dort, sprach kurz mit jemandem, die Leute winkten ihm freundlich zu. Dann setzte er sich in die erste Reihe beim DLD (was für Digital Life Design steht). Seit 15 Jahren veranstaltet sein Unternehmen in München diese Digital- und Innovationskonferenz - mit internationaler Beteiligung und noch immer mit großem Erfolg. "What are you adding?", lautet das DLD-Motto in diesem Jahr: "Was bringst du ein?"

Hubert Burda, der an diesem Sonntag 80 Jahre alt wird, hat jedenfalls schon eine ganze Menge eingebracht in seinem Leben. Er kommt nach Aussage seiner Mitarbeiter noch fast jeden Tag in sein Büro im siebten Stockwerk des Burda-Gebäudes und bleibt so auf dem Laufenden. Paul-Bernhard Kallen, 62, seit 1996 im Haus, führt als Vorstandsvorsitzender die Geschäfte. Er gilt als engster Vertrauter des Verlegers.

Burda, der sich schon früh für die Onlinewelt und die Digitalisierung interessierte, habe noch immer Ideen und Anregungen, berichten Vertraute. Zehn bis zwanzig Minuten lang spreche er jeden Morgen in ein Diktafon, erzählte er vor fünf Jahren mal dem SZ- Magazin. "Das ist ein Sammelsurium aus Business-Ideen und Gedanken zu ästhetischen Fragen. Später tippt das jemand. Ich sehe es durch, schneide Gedanken heraus und klebe sie zusammen mit Fotos oder Zeichnungen in Kladden." Das Ergebnis werde aber erst nach seinem Tod veröffentlicht.

Hubert Burda ist mit Schauspielerin Maria Furtwängler verheiratet. (Foto: Georg Wendt/dpa)

Burda ist einer letzten großen Verleger Deutschlands. Der Medienkonzern, der seinen Namen trägt und den Sitz in München und Offenburg hat, macht fast 2,7 Milliarden Euro Umsatz, hat mehr als 12 000 Mitarbeiter und ist in 17 Ländern aktiv. Zu den Magazinen, die in Deutschland verlegt werden, gehören die Bunte, die dem Verleger im aktuellen Heft auf acht Seiten gratuliert, Elle, Super-Illu und jede Menge anderer Titel. 1993 hatte Burda Focus als Konkurrenz zum Spiegel gegründet. Dazu kommen internationale Aktivitäten und viele Beteiligungen an Internetfirmen, manche davon haben nur wenig mit Medien zu tun.

Hubert Burda hatte das Unternehmen 1987 nach einer Erbschaftsteilung mit seinen Brüdern Franz und Frieder übernommen, damals gab es die Druckereien und 15 Zeitschriften. Und Burda expandierte massiv. Heute ist das Unternehmen neben dem Axel-Springer-Verlag und Bertelsmann eine der großen Medienfirmen in Deutschland. Doch die Zukunft ist ungeklärt.

Seit 2017 gehört das Unternehmen Hubert Burda (25,1 Prozent) und seinen beiden Kindern Jacob Burda, 30, und Elisabeth Furtwängler, 28, die jeweils knapp 37,5 Prozent der Anteile halten. Die Kinder stammen aus seiner zweiten Ehe mit der 26 Jahre jüngeren Ärztin und Tatort-Schauspielerin Maria Furtwängler und sind beide auch Mitglied des Verwaltungsrats. Der Vater hat aber noch immer das Sagen und vertritt in operativen Fragen alle Stimmen. Besonders auf Sohn Jacob, der Philosophie studiert hat, ruhen derzeit die Hoffnungen, dass er mal das Unternehmen übernimmt. Doch wann, ist offen. Hubert Burda selbst hatte mit 30 Jahren, im Alter seines Sohnes, bereits seine ersten großen Fehlschläge im Mediengeschäft hinter sich.

Verlegersöhne: Hubert Burda mit seinen Brüdern Frieder und Franz (v.l.n.r.). (Foto: Hubert Burda Media)

1969 hatte er in München das Männermagazin M gegründet. Das Cover zeigte einen Mann, der mit nacktem Oberkörper Kopfstand machte. Die Mutter soll gesagt haben: "Der Vater hat deine Zeitschrift in die Hände gekriegt. Jetzt isst er nichts mehr. Du bist schuld, wenn er stirbt."

Nach nur zwölf Ausgaben wurde M eingestellt, zwölf Millionen D-Mark hatte das Abenteuer gekostet, der Vater soll sehr verärgert gewesen sein. "Die Zeitschrift ähnelte einem Film ohne Regisseur und Drehbuch", sagte Hubert Burda später selbstkritisch über den ersten großen Flop.

Ihm war der Weg zu einem großen Medienunternehmer keineswegs von Anfang an bestimmt. Am 9. Februar 1940 kam Hubert Burda in Heidelberg als jüngster von drei Brüdern zur Welt und wuchs in Offenburg auf. Eigentlich wollte er Maler werden, dann studierte unter anderem Kunstgeschichte. "Zwischen 13 und 15 habe ich jeden Nachmittag im Atelier eines Malers verbracht und Leinwände grundiert, Pigmente angerieben und gemalt", erzählte Burda dem SZ-Magazin.

Doch dann trat er in das elterliche Unternehmen ein und hatte erst einmal wenig Erfolg. "Ich habe sieben Jahre lang nur Fehler gemacht", sagt er. "Dass ich das überhaupt überlebt habe, ist ein Kapitel für sich."

Auch im Privaten war es nicht immer leicht. Sein Sohn aus erster Ehe, Felix Burda, starb 2001 an Krebs. Mit seiner früheren Frau Christa Maar gründete Burda daraufhin eine Stiftung, die den Namen des Sohnes trägt.

Seinen Geburtstag am Sonntag will Burda im privaten Kreis und dann mit Mitarbeitern im Unternehmen feiern. Der Mann, der mal gesagt hat: "Es kann ein schweres Handicap sein, 1,85 Meter groß zu sein und saugut auszusehen. Wenn du es dann nicht schaffst im Leben, wunderst du dich umso mehr." Er hat es geschafft. Bei einer Körpergröße von 1,70 Meter.

© SZ vom 07.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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