Hörspiel "bin pleite ohne mich":Kassensturz

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Katja Bürkle bei den Aufnahmen des Hörspiels "bin pleite ohne mich" von Gesche Piening. (Foto: Pauline Seiberlich/BR)

Gesche Piening hat ein Hörspiel über Privatinsolvenzen inszeniert. Eine Geschichte über Scham und Selbstzweifel.

Von Stefan Fischer

Auf die Frage, was ein Hörspiel sei und wie es sich von anderen Radiogenres abgrenze, hat der renommierte Hörspielmacher Andreas Ammer einmal geantwortet: Hörspiel ist alles, was die Hörspielredaktion eines Senders finanziert. Insofern ist bin pleite ohne mich von Gesche Piening definitiv ein Hörspiel, obwohl das Stück auch als Feature oder Radioessay durchgehen könnte.

Es ist längst eine bewährte Methode, durch umfassende Recherchen der Gegenwart so viele Informationen abzuringen, dass sie sich mit Mitteln der Fiktionalisierung zu einem Stück künstlerisch reflektierter Lebenswirklichkeit verdichten lassen. Im Bereich des Hörspiels verstehen sich Andres Veiel ( Der Kick), Paul Plamper ( Der Absprung) oder das Kollektiv "Rimini Protokoll" ( Wir - Hier) bestens darauf.

Auch Gesche Piening hat bereits für ihr erstes Hörspiel Einsam stirbt öfter - Ein Requiem aus dem vergangenen Jahr so gearbeitet. Und sie tut es erneut für den Nachfolger bin pleite ohne mich. Es geht darin um Privatinsolvenzen. Um Menschen also, die nicht mehr zahlungsfähig sind und auf gerichtlichem Weg offiziell den Abbau ihrer Schulden veranlassen müssen. Piening hat mit vielen Betroffenen gesprochen, über die Gründe und Umstände, über die gesellschaftlichen und psychischen Folgen.

Diese Aussagen werden von Schauspielerinnen und Schauspielern nachgesprochen. Die Figuren jedoch - das ist der Eindruck beim Hören - sind kaum verfremdet, sondern lediglich anonymisiert. Piening, die selbst auch Regie geführt hat, formt ihr Material weniger stark als andere Autoren, die mit dieser Methode arbeiten. Sie lässt die Dinge eher für sich stehen, die künstlerische Überhöhung fällt bei ihr dezenter aus. Auch dramaturgisch nimmt bin pleite ohne mich keine markanten Wendungen, ist nicht komplex komponiert.

Die Autorin nimmt sich zurück als Interpretin, sie vertraut auf die Kraft des real Durchlebten in diesem schambehafteten Kontext. Tatsächlich bekommt man teilweise intime Einblicke in einen Kosmos, der gewöhnlich im Verborgenen bleibt. Das ist die Qualität von bin pleite ohne mich. Dadurch jedoch, dass die Erzählung im Reportagehaften verharrt und viel vom Gleichen berichtet, tritt sie immer wieder auf der Stelle. Etwas mehr Haltung und Gestaltung, etwas mehr Spiel wäre vonnöten, um aus der bloßen Abbildung eine Auseinandersetzung zu machen.

bin pleite ohne mich, Bayern 2, 10. September, 21.05 Uhr.

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