Hörspiel "Das Brechen der Brote":Die Alleskönner

Illustration: Stefan Dimitrov (Foto: SZ)

Nina Bußmann erkundet in ihrem Hörspiel "Das Brechen der Brote" das soziale Gefüge einer Landkommune. Das Spannende: Deren Mitglieder sind sich der Gefahren ihres Experiments bewusst.

Von Stefan Fischer

Menschen, die sich selbst als Spaziergänger betrachten und als solche dann Polizisten attackieren. Die einen Freiheitsanspruch formulieren, der ausschließlich auf die eigene Person bezogen ist: Sie bilden die lauteste, derzeit im Grunde einzig wahrnehmbare Opposition zu den herrschenden Verhältnissen.

Die Autorin Nina Bußmann unterdessen formuliert in ihrem Hörspiel Das Brechen der Brote, inszeniert von Stefanie Ramb, eine radikal andere Position. Die Pandemie taucht darin explizit auf, aber nur sehr am Rande, das Gleiche gilt für Klimawandel und globale Gerechtigkeit. Man denkt das ohnehin die eineinhalb Stunden Spieldauer über mit.

In dem Stück haben sich Menschen in einer Landkommune zusammengetan, weil sie glauben, so besser erreichen zu können, was sie sich für ihr Leben vorstellen: eine Existenz, die nicht auf Ausbeutung von Menschen und Ressourcen zielt, die nicht nach neoliberalen Regeln funktioniert, und, auch das, die einen besseren Schutz bietet vor der Pandemie.

Im Zentrum steht Judith, gespielt von Lilith Häßle, die diese Kommune besucht, um ihre Schwester wiederzusehen. Judith will begreifen, warum die Schwester ihr altes Leben aufgegeben hat. In der Kommune gibt es kein Privateigentum, alle Aufgaben, auch die Kindererziehung, sind vergemeinschaftet, feste Paarbeziehungen nicht vorgesehen. Judith - und die Autorin Nina Bußmann - nehmen dieses Lebensmodell ernst, stehen ihm aber kritisch gegenüber. Ihr Interesse ist, ob Menschen das überhaupt können: sich als Individuum zu negieren.

Das Brechen der Brote , DLF Kultur, 9. Januar 2022, 18.30 Uhr.

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