Der Deutsche Fernsehpreis hat schon wieder Zuschauer verloren. Diesen Satz will RTL-Chef Frank Hoffmann nie wieder hören. Das sagte er zumindest am Mittwoch in seiner Auftaktrede zur diesjährigen Verleihung der Trophäe und spielte damit auf die Tatsache an, dass die Verleihungszeremonie erstmals nicht in dem Medium übertragen wurde, dessen Namen sie trägt.
Nachdem die Quoten der Ausstrahlung über die Jahre mau geblieben waren, hatten sich die Stifter von ARD, ZDF, RTL und ProSiebenSat.1 erst ein wenig überworfen und die eigentlich für den vergangenen Oktober geplante Veranstaltung ausfallen lassen. Nun holten sie sie in den Düsseldorfer Rheinterrassen in verkleinertem Rahmen nach, ohne ständige Kamerabeobachtung und ohne Fernsehzuschauer, dafür mit etwa 600 geladenen Gästen, die während der launigen Betriebsversammlung der vereinigten Fernsehfabriken ausgiebig den gereichten Getränken zusprechen durften.
"Wir können uns komplett zulöten. Niemand schaut uns zu. Sat.1 kennt das Gefühl", lästerte Moderatorin Barbara Schöneberger. Nachdem die Senderchefs in einem leidlich witzigen "Stars Wars"-Einspieler die dunkle Seite der Fernsehmacht ausgelotet und Verwandtschaftsverhältnisse zwischen WDR-Chef Tom Buhrow und Ex-RTL-Chef Helmut Thoma konstruiert hatten ("Tom, ich bin dein Vater"), fuhr der aus den Weltallkriegsfilmen bekannte Roboter R2-D2 durchs Publikum und sollte offenbar einen Hauch Sternenstaub verbreiten.
Knaller um Knaller
Der Hauch wurde rasant weggepustet, als Schöneberger den Moderationsjob mit der ihr eigenen Selbstironie okkupierte. "Jetzt übernimmt R2-Doppel-D", sagte sie mit Anspielung auf ihre Oberweite und haute danach im Minutenrhythmus einen Knaller nach dem anderen heraus, sodass niemand Einspruch erhob, als sie etwa drei Stunden später selbst einen Fernsehpreis bekam für die verbale Betreuung der RTL-Veteranenshow Die 2 - Gottschalk und Jauch gegen alle. Beste Unterhaltungsmoderatorin darf sie sich nun nennen, was völlig in Ordnung geht, denn diese Frau könnte mit ihrer Schlagfertigkeit und ihrer ungeheuren Souveränität wohl auch die Eröffnung einer Mülltonne ansprechend begleiten.