Doku-Serie zum Fall Jens Söring:Spuren der Gewalt

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"Der Fall Jens Söring" bei Netflix. (Foto: Courtesy of Netflix)

Die Mini-Serie "Der Fall Jens Söring" arbeitet den Doppelmord von Virginia als ethnografische Expedition in eine analoge Vergangenheit auf - und entwirft zwei verschiedene Erzählungen.

Von Nils Minkmar

In dieser vierteiligen Miniserie, die den berühmten Fall von Jens Söring noch einmal frisch und ausführlich beleuchtet, ist der wesentliche Akteur die seit den Morden im Jahr 1985 vergangene Zeit. Damals war der Nachweis von DNA-Spuren noch nicht alltäglich, es gab keine Überwachungskameras im Hotel. Die gesamte Existenz war noch nicht digitalisiert, also protokolliert. Diese Historisierung des Geschehens verdichtet das Mysterium: Heute würde man innerhalb von Stunden Klarheit über die An- oder Abwesenheit der beteiligten oder beschuldigten Personen bekommen können, aber weil das damals anders war, wird die objektive Faktenfindung durch die Urteilskraft des Publikums ersetzt. So wird die Miniserie zur ethnografischen Expedition in eine analoge Vergangenheit, in der Menschen tagelang kreuz und quer durch die USA fahren konnten, ohne deutliche Spuren zu hinterlassen. Aber was klingt plausibel? Wie wird es gewesen sein? Wie kaum ein anderer Kriminalfall fordert der Doppelmord von Virginia die Vorstellungskraft und das Urteilsvermögen des Publikums, denn nach wie vor konkurrieren zwei Erzählungen, zwei Versionen der Tat, und nur eine davon kann wahr sein.

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