Boxen:Sport 1 sucht den nächsten Rocky

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Die ehemalige Box-Weltmeisterin Regina Halmich und der ehemalige Box-Weltmeister Graciano "Rocky" Rocchigiani am Ring der Box-Gala Offenburg. (Foto: Uli Deck/dpa)
  • Der ehemalige Boxer und frühere Weltmeister Graciano "Rocky" Rocchigiani ist vergangene Woche bei einem Verkehrsunfall auf Sizilien gestorben.
  • Beim Fernsehsender Sport 1 hat man sich nun entschieden, die Casting-Show The Next Rocky, deren Namensgeber und Juror der Tote war, weiterlaufen zu lassen.

Von Benedikt Warmbrunn

Kann es so einen Boxer noch einmal geben? Einen Boxer, der sich im Ring vor keiner Faust wegduckt, der selbst dann noch den Schmerz ignoriert, wenn andere schon längst weggebrochen wären? Einen Boxer, der zugleich so nahbar ist wie nur wenige in diesem glattgebügelten Geschäft, der Fehler macht, viele Fehler, und der einem doch sympathisch bleibt? Kann es noch einmal so einen Boxer geben wie Graciano Rocchigiani?

Diese Frage haben sich im Boxsport viele gestellt, als der frühere Weltmeister Rocchigiani vergangene Woche bei einem Verkehrsunfall auf Sizilien gestorben war. Rocchigiani, genannt Rocky, hat durch seinen Tod noch einmal daran erinnert, dass das Boxen in den Neunzigerjahren ein Sport war, der als hart und ehrlich galt, anders als das weichgespülte Boxen heute. Eine Antwort traute sich niemand zu. Beim Fernsehsender Sport 1 stellen sie die große Frage, ob es so einen noch einmal geben kann, schon seit 1. August - und nun wieder an diesem Donnerstag ab 12 Uhr.

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Auf der Webseite des Senders wird dann die fünfte Folge der Show The Next Rocky abrufbar sein. 150 Männer hatten sich beworben, 15 haben es in das Casting geschafft, einer von ihnen erhält am Ende einen Profivertrag. Einer von ihnen ist dann: The Next Rocky. "Ausführlich" habe er sich in den vergangenen Tagen mit Rocchigianis Familie ausgetauscht, sagt Tobias Drews, der Leiter der Abteilung Boxen von Sport 1, vor allem mit dessen Tochter Janina und Bruder Ralf, der ebenfalls in den Neunzigern Weltmeister im Profiboxen war. Im Sender hatten sie sich gefragt, ob die Suche ihrer Casting-Show nach dem Tod des Namensgebers und Jurors so noch weitergehen darf. Vorübergehend hatten sie die Sendung ausgesetzt, Folge fünf sollte eigentlich am Dienstag vergangener Woche gezeigt werden. Rocchigianis Familie habe signalisiert, dass es weitergehen soll, "weil das auch sein Wunsch gewesen wäre", sagt Drews.

Die meisten der insgesamt 15 Folgen sind bereits abgedreht, daher wird auch immer wieder Rocchigiani zu sehen sein, immer wieder wird seine Reibeisenstimme zu hören sein. Geplant war, dass Rocky noch den einen oder anderen Kandidaten zu Hause besucht, dass er mit ihnen weitere Trainingseinheiten absolviert.

Beim Halbfinale am 1. Dezember, das im Fernsehen übertragen wird, sollte Rocchigiani zudem als Experte dabei sein. Im Sender überlegen sie nun, ob ein anderer die Rolle übernehmen kann; Drews hat schon eine Idee. Er weiß aber auch, dass es so einen wie Rocky nicht noch einmal geben wird.

© SZ vom 11.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Nachruf von Benedikt Warmbrunn

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