Die Turbulenzen um den Berliner Verlag gehen weiter. Der Chefredakteur von Berliner Zeitung und Berliner Kurier, Matthias Thieme, hat Medienberichten zufolge gekündigt. Laut Spiegel hat Thieme seine Kündigung am Sonntag eingereicht - nach nur drei Wochen auf dem Posten. Holger Friedrich, Inhaber des Berliner Verlags, reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage der SZ dazu.
Matthias Thieme war im Dezember 2019 als Chefredakteur für digitale Produkte zum Berliner Verlag gewechselt. Seit 10. Februar, nach dem Weggang der früheren Chefredakteure Jochen Arntz und Elmar Jehn, führte Thieme alleinverantwortlich die Redaktionen von Berliner Zeitung und Berliner Kurier. Am Wochenende wurde zudem bekannt, dass den Verlegern Silke und Holger Friedrich womöglich eine Strafanzeige in der Schweiz droht. Das berichtet die Welt am Sonntag. Demnach haben die jetzigen Inhaber des Berliner Verlags zwischen 2015 und 2019 falsche Angaben gemacht und vorgetäuscht, eine Firma in Zürich zu besitzen.
Den Recherchen zufolge behaupteten die Friedrichs auf ihrer Internetpräsenz, in Zürich existiere eine Commercial Coordination Swiss GmbH (CCS), deren Managing Directors sie seien. Das Handelsregisteramt des Kantons Zürichs war für eine Stellungnahme am Sonntag nicht zu erreichen, teilte laut Welt am Sonntag aber mit, dass in Zürich keine solche Firma registriert wurde. Die Behörde sieht demnach Aufklärungsbedarf. In solchen Fällen würde in der Regel Strafanzeige erhoben. Silke und Holger Friedrich äußerten sich bislang nicht öffentlich zu den Vorwürfen.
Das Unternehmerpaar hatte den Berliner Verlag im September 2019 übernommen. Zunächst hatten Silke und Holger Friedrich ein umfassendes Manifest zur Zukunft der Zeitung und dem Zustand der Gesellschaft veröffentlicht. Dann gab es Berichte darüber, dass die Eigentümer Einfluss auf die Berichterstattung der Berliner Zeitung genommen haben sollen. Im November wurde bekannt, dass Holger Friedrich in den Achtzigerjahren Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi war.