Berliner Verlag:Holger Friedrich nimmt zu Stasi-Vergangenheit Stellung

Verleger Holger Friedrich

Nach Informationen der Welt hat Holger Friedrich zwischen 1987 und 1989 der Stasi über Kameraden berichtet.

(Foto: dpa)
  • Informationen der Welt am Sonntag zufolge war Holger Friedrich, der neue Besitzer des Berliner Verlags, Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi.
  • Friedrich nahm dazu auf der Website der Berliner Zeitung Stellung: Er sei vor die Wahl gestellt worden, angeklagt zu werden oder eine Verpflichtungserklärung als Inoffizieller Mitarbeiter zu unterschreiben.
  • Die Chefredaktion gibt an, sich "sachlich und angemessen" mit dem Fall auseinandersetzen zu wollen.

Von Verena Mayer, Berlin

Seit das ostdeutsche Unternehmerehepaar Holger und Silke Friedrich im Herbst den Berliner Verlag kaufte, ergriff es immer wieder die Gelegenheit, sich in seiner neu erworbenen Berliner Zeitung zu äußern. Es gab Interviews oder machte sich vor dem Mauerfall-Jubiläum unter dem Titel "Berliner Botschaft" Gedanken über die ostdeutsche Vergangenheit und den Journalismus der Zukunft. Am Freitag meldete sich Neuverleger Holger Friedrich abermals auf der Website der Berliner Zeitung zu Wort. Doch diesmal ging es darum, zu Vorwürfen Stellung zu nehmen. Denn Informationen der Welt am Sonntag zufolge war Friedrich Inoffizieller Mitarbeiter (IM) der Stasi. Die Zeitung hatte bei der Stasi-Unterlagenbehörde Friedrichs Akte angefordert und konnte große Teile auswerten. Demnach hat der 1966 geborene IT-Unternehmer zwischen Ende 1987 und Anfang 1989 während seines Wehrdienstes bei der Nationalen Volksarmee (NVA) der Stasi unter dem Decknamen "Bernstein" über Kameraden berichtet. Überliefert seien zwölf Spitzelberichte, in denen mehr als 20 Personen genannt würden, so der Zeitungsbericht.

In seinem Text nimmt Holger Friedrich zu den Recherchen Stellung. Er sei ins Visier der Stasi geraten, als er unter dem Verdacht der Republikflucht verhaftet wurde. Die Stasi habe ihn vor die Wahl gestellt, angeklagt zu werden oder eine Verpflichtungserklärung als IM zu unterschreiben. Er habe aus einer "Notsituation" gehandelt und sich der Stasi später dadurch entzogen, dass er sich selbst öffentlich als IM zu erkennen gab. "Sofern ich gefragt wurde oder gefragt werde, gehe ich mit diesen Informationen offen um", so Holger Friedrich.

Die Chefredaktion der Zeitung schreibt, man werde sich als Zeitung "sachlich und angemessen" damit auseinandersetzen und "wie bereits in der Vergangenheit unseren Beitrag zur Aufarbeitung der DDR-Geschichte leisten". Der neue Herausgeber Michael Maier spricht von der "verstörenden Geschichte des Holger Friedrich", der man mit "einem hohen Maß an Transparenz" begegnen wolle.

Zur SZ-Startseite
Silke und Holger Friedrich

Kauf von DuMont
:Plötzlich Verleger

Bisher haben sie sich mit Event-Locations, Thinktanks und einer Privatschule befasst - mit dem Verlag der Berliner Zeitung wechselt das Unternehmerpaar Friedrich in ein ruinöses Geschäftsfeld. Warum?

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: