Journalismus:"Hass vor der Haustür"

BDZV-Hauptgeschäftsführerin Sigrun Albert: "Negativrekord bei Angriffen auf Journalistinnen und Journalisten in Deutschland." (Foto: Brundert/BDZV)

BDZV und ECPMF sammeln Daten für Studie zur Sicherheitslage von Lokaljournalistinnen und Lokaljournalisten.

Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDVZ) und das European Centre for Press and Media Freedom (ECPMF) wollen verlässliche Daten zur Sicherheit von Lokaljournalisten sammeln und verfügbar machen. Dafür haben die beiden Organisationen nun eine neue Plattform "Feindbild Journalist - Monitoring Lokaljournalismus" initiiert. Auch Polizei und Behörden sollen mit der Studie für die Sicherheitslage von Lokaljournalisten sensibilisiert werden.

Betroffene Journalistinnen und Journalisten können ihren Fall per Online-Fragebogen schildern und sich so an dem Monitoring beteiligen. In der geplanten Studie sollen Angriffe laut BDZV und ECPMF dokumentiert, verifiziert und analysiert werden. Dazu zählen digitale und tätliche Übergriffe, Cyberattacken oder Einschüchterungsversuche durch Doxing (also das Veröffentlichen personenbezogener Daten), rechtliche Schritte und Zensurmaßnahmen. Auf Lokaljournalisten habe man sich nach einer bereits etablierten allgemeinen "Feindbild"-Studie nun deshalb zusätzlich spezialisiert, da sie zunehmend betroffen seien: Sie seien in einer besonders schwierigen Lage - "die Angriffe kommen gleichsam aus der Nachbarschaft", sagt der Geschäftsführer des ECPMF, Lutz Kinkel.

Pressefreiheit
:Zahl der getöteten Journalisten stark gestiegen

Die Unesco registrierte 2022 weltweit 86 Fälle. Lateinamerika und die Karibik gelten als besonders gefährliche Region.

"Hass vor der Haustür in dieser Massivität" sei immer noch ein ungewohntes und vergleichsweise neues Phänomen, erklärte BDZV-Hauptgeschäftsführerin Sigrun Albert. Das vergangenen Jahr sei durch einen "Negativrekord bei Angriffen auf Journalistinnen und Journalisten in Deutschland" gekennzeichnet gewesen. Die Zahl von Beleidigungen, Drohungen und tätlichen Angriffen gegen Medienschaffende in Deutschland habe stark zugenommen; zunehmend sind von dieser Entwicklung auch Lokaljournalisten betroffen.

© SZ/SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusPressearbeit von Sicherheitsbehörden
:Punktgewinne gegen die Wahrheit

Erst war in Berlin von 145 überwiegend ausländischen Böller-Tätern die Rede, doch es sind wohl 38 überwiegend deutsche. Die Medienarbeit der Polizei hat einiges damit zu tun.

Von Ronen Steinke

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: