Reporter ohne Grenzen:Afghanistan: Mehr als 100 private Lokalmedien eingestellt

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Tolonews-Studio in Kabu: Laut Reporter ohne Grenzen sind alle lokalen Büros fernab der Zentrale des privaten Fernsehsenders geschlossen worden. (Foto: Ahmad Masood/REUTERS)

Reporter ohne Grenzen berichtet, dass sich in Afghanistan die Meldungen über Drohungen, Schikanen und Gewalt gegen einheimische Journalisten häufen.

Aus Afghanistan häufen sich nach Angaben der Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) Berichte über Drohungen, Schikanen und Gewalt gegen einheimische Journalisten. Medienschaffende berichteten von Einschüchterungsversuchen und inhaltlichen Vorgaben durch die Extremistengruppe, teilte die Organisation am Mittwoch in Berlin mit. Seit der Machtübernahme der Taliban hätten rund 100 private Lokalmedien insbesondere in den Provinzen fernab der Hauptstadt Kabul ihre Arbeit eingestellt. Für die Dutzenden TV- und Radiosender und nahezu 200 Printmedien im Land, die in den vergangenen 20 Jahren entstanden sind, gäbe es eine mehr als ungewisse Zukunft.

Die privaten afghanischen Fernsehsender, die noch aus der Hauptstadt sendeten, seien mittlerweile täglich Drohungen ausgesetzt, hieß es weiter im Bericht. So seien viele Sender gezwungen, Teile ihres Programms einzustellen, weil die radikalen Islamisten ihnen befohlen hätten, die Scharia zu respektieren. "Serien und gesellschaftspolitische Sendungen wurden abgesetzt, stattdessen übertragen wir nur noch Nachrichtenmeldungen und Dokumentationen aus den Archiven", zitiert "Reporter ohne Grenzen" einen Mitarbeiter eines Fernsehsenders.

Es soll Anweisung an Rundfunkmedien geben, Taliban-Propaganda zu senden

In den vergangenen Tagen hätten die neuen Machthaber in Kabul die einflussreichsten afghanischen Rundfunkmedien angewiesen, Video- und Audioaufnahmen mit Taliban-Propaganda zu senden. Zudem seien dem Bericht zufolge in der letzten Woche mindestens zehn Journalisten bei ihrer Arbeit auf den Straßen von Kabul und Dschalalabad körperlich angegriffen oder bedroht worden. In den von der Hauptstadt weit entfernten Provinzen sei der Druck auf Medienschaffende noch größer. So seien alle lokalen Büros des privaten Fernsehsenders Tolonews TV geschlossen worden.

Afghanistan galt schon vor der Machtübernahme der Taliban als eines der gefährlichsten Länder weltweit für Journalisten. Auf der Rangliste der Pressefreiheit der "Reporter ohne Grenzen" nimmt das zentralasiatische Land Platz 122 von 180 Staaten ein.

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