So gerne man in den Urlaub fährt, so ungern wird man dabei als typischer Tourist entlarvt. Vielleicht, weil man selber für Touristen in der eigenen Stadt meist eher wenig Liebe übrig hat, wie die da so im Weg stehen und jedes Reiterdenkmal fotografieren. Deshalb bloß nicht selbst touristisch auffallen. Diesen Sommer sagen wir aber: Schluss mit der Selbstscham! Mit diesen neuen Badeanzügen lässt sich jedenfalls mit breiter Brust ein Statement setzen - alle Menschen sind schließlich fast überall auf der Welt Touristen.
Wobei die Designer der plakativen Badeanzüge vielleicht gar nicht unbedingt diese Botschaft im Sinn hatten. Denn die gehören zum kleinen Accessoires-Sortiment der französischen Hotelvereinigung "Touriste", in der einige der schönsten, kleinen Boutiquehotels des Landes zusammen geschlossen sind, die für ihre Hedonisten-Gäste jedes Jahr ein paar ausgefallene Souvenirs anbieten. Die Bademode gibt's jetzt aber auch für Nicht-Hausgäste und sogar für Nicht-Touristen!
Dass Ludovic de Saint Sernin den Designposten bei Ann Demeulemeester übernommen hatte, fiel einem erst in dem Moment wieder ein, als man Ende Februar 2023 am sehr düsteren Pariser Laufsteg Platz nahm und verwirrt um sich sah. Wo kamen plötzlich all die Leute her? Präziser: Wo kamen all die jungen Leute her? Ann Demeulemeester hat ihren Platz im Geschichtsbuch natürlich schon längst sicher als Teil der Gruppe Antwerp Six (unter anderem mit Dries Van Noten und Dirk Bikkembergs), die Mitte der Achtziger belgische Mode cool und begehrlich machte. In ihrem Fall war der Look streng, grafisch, gothic, auf hohem schneiderischen Niveau dekonstruiert. Nur eines war er irgendwann nicht mehr: jung - jedenfalls nicht so, wie man sich das in den 2010er-Jahren vorstellte.
2013 zog sich Demeulemeester aus dem Unternehmen zurück, seither hat die Marke viele Kreativchefs kommen und gehen sehen und nie mehr an ihre einstige Relevanz anknüpfen können. Mit Ludovic de Saint Sernin sollte es ein junger Wilder nun also richten, in seinem Portfolio sexy Designs und Social-Media-Geläufigkeit, in seinem Kielwasser begeisterte Hipster. Die Kollektion? Wurde von halbnackten Models vorgeführt, die entweder eine Feder oder die eigenen Hände vorm Busen trugen, aber weil der Vibe stimmte und die Farben (Schwarz, Weiß, sonst nichts) an Demeulemeester immerhin erinnerten, wurde die Show als Erfolg durchgewunken. Nun ist es nach einer Saison schon wieder vorbei. Der neue Designer hat hingeworfen, Differenzen mit dem Management offenbar. Die Beharrungskraft eines guten, seriösen Looks ist manchmal einfach größer als man denkt.
Warum geben viele Leute eigentlich einen Haufen Geld für Gesichtspflege, Hand- und Bodylotion aus - und benutzen dann das billigste Shampoo aus dem Drogeriemarkt? Obwohl das ja nun mal auch an die Kopfhaut gelangt? Tatsächlich versichern Experten immer wieder, dass günstige Produkte nicht schlechter sein müssen als teure, und Inhaltsstoffe wie Silikone und Parabene keineswegs schädlich seien. Trotzdem haben sich in den vergangenen Jahren immer mehr Luxus-Pflegeserien etabliert, allen voran "Olaplex", das verspricht, kaputtes Haar dauerhaft zu reparieren. Aktuell laufen allerdings in den USA mehrere Klagen gegen die Firma, weil Kundinnen von Haarausfall nach der Behandlung berichteten.
Das Thema ist, nun ja, zum Haareraufen. Das fand auch die Münchnerin Stefanie Wirnshofer. Probiert hatte sie alles, geholfen hatte wenig, um die blondgefärbten Haare gut zu pflegen. Statt voller, wurde die Mähne im Laufe der Zeit immer weniger. Sechs Jahre Recherche, ein paar Umwege und viele Stunden am Mikroskop später gründete sie schließlich ihre eigene hochwertige Haarpflege Onni Haircare. Philosophie: Don't panic, it's organic. Wirnshofer wollte das Haar spürbar kräftigen, aber dafür nur natürliche Inhaltsstoffe verwenden, was anfangs nahezu unmöglich schien. Doch schließlich fand sie einen Chemiker aus Österreich ("ein echter Naturfreund") und eine Apothekerin aus Kuba, die ihr halfen, die Rezepturen zu entwickeln. Nun soll Papaya-Extrakt die Haare kräftigen, Arnika die Kopfhaut und stark geschädigtes Haar pflegen sowie Spliss vorbeugen und Soja für gute Kämmbarkeit und Extra-Volumen sorgen. Neben Shampoo und Conditioner gibt es auch noch ein "Hair Growth Serum", eine Maske und einen Hitzeschutz - für alle, die auch im Sommer föhnen (100ml um 20 Euro, onni.de).
Ein angewärmter Stuhl hat etwas behagliches, wenn es sich kurz zuvor ein Hund oder eine Katze auf der Sitzfläche bequem gemacht hatte, fühlt sie sich beim Hinsetzen fast ein bisschen lebendig an. Der Hersteller Vitra ahmt diese Empfindung jetzt zumindest optisch nach, was für Haustier-Skeptiker die bessere Variante ist, und legt dabei eine Idee des Künstlers Saul Steinberg wieder auf. Der amerikanisch-rumänische Zeichner und Karikaturist besuchte in den 1950er-Jahren das Büro des legendären Designers Charles Eames und seiner Frau Ray in Los Angeles, das Paar hatte kurz zuvor die sogenannten Shell Chairs entwickelt, ergonomisch geformte Sitzschalen aus Fiberglas. Einem der Exemplare mit hochgezogener Armlehne verpasste Steinberg bei seiner Visite eine spontan aufgemalte Katze sozusagen als dauerhafte Bewohnerin, mit geschlossenen Augen schlummert sie entspannt in der Rundung des Sessels. Der "Armchair with Steinberg Cat" wird jetzt von Vitra in beschränkter Zahl neu aufgelegt. Dafür wurde der Originalstuhl gescannt, um eine Schablone zu erstellen, nach der die Katze auf jedes Stück von Hand aufgemalt wird (erhältlich ab 14. Juni, vitra.com).
