Stuttgart/Osnabrück (dpa/tmn) - Der Freundeskreis wundert sich häufig, dass Männer, die eine Partnerin verloren haben, oft schnell nach einer neuen Partnerin Ausschau halten. Aus Sicht des Psychologen und Trauerexperten Roland Kachler wollen sie dadurch die Leere und Lücke in ihrem Leben ausfüllen. Frauen dagegen ließen sich insgesamt mehr Zeit nach dem Tod des geliebten Menschen, wieder in eine andere Beziehung zu gehen. „Sie können besser mit dem Alleinsein umgehen“, sagt Kachler.
Trauerbegleiter Thomas Achenbach vermutet, dass dies auch damit zusammenhängt, dass Frauen mehr soziale Kontakte haben und viele Netzwerke, die sie pflegen. In Bezug auf trauernde Männer beobachtet auch er: „Je kleiner das soziale Netz, desto größer die Einsamkeit, desto schneller die neue Heirat.“
Dennoch rät Roland Kachler Betroffenen, sich für die Trauerphase länger Zeit zu lassen, der verstorbenen Frau einen guten Platz im Herzen zu geben und auch das Alleinsein auszuhalten, um sich als Mann auch einmal selbst zu spüren. „Wenn man sich zu schnell in die nächste Beziehung begibt, merkt die Partnerin, die dazukommt, häufig, dass noch etwas ungeklärt ist“, prophezeit er. Und spätestens dann hieße es für den Mann: Das Thema angehen und aufarbeiten.
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