Tourismus:Skifahren auf dem Gletscher: Wo die Saison nicht zu Ende ist

München (dpa/tmn) - Die Skisaison wird in vielen Gebieten in den Alpen kürzer. Doch es gibt Alternativen für passionierte Skifahrer und Snowboarder: die Gletscherskigebiete.

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München (dpa/tmn) - Die Skisaison wird in vielen Gebieten in den Alpen kürzer. Doch es gibt Alternativen für passionierte Skifahrer und Snowboarder: die Gletscherskigebiete.

Zum Teil sind die normalen Skigebiete an die auf den Gletschern angebunden, so dass Wintersportler bei schlechten Bedingungen in niedrigen Lagen einfach höher hinaus fahren können.

Wann lässt sich auf den Gletschern fahren?

Im Gletscherskigebiet im Schweizer Zermatt ist das ganze Jahr über Wintersportbetrieb - im Sommer allerdings nur bis zum frühen Nachmittag. Auf anderen Gletschern reicht die Saison vom Herbst bis spät ins Frühjahr hinein. Oft kann man in der Zwischensaison im Mai von günstigen Preisen profitieren. Es kommt vor allem darauf an, wie hoch der Gletscher liegt. "Je höher, desto kälter und damit sicherer die Bedingungen", sagt Andreas König, Sicherheitsexperte beim Deutschen Skiverband.

Welche Besonderheiten haben die Gletscherpisten?

"Im Vergleich zu vielen Pisten in tieferen Regionen sind sie sehr breit, und dadurch hat jeder Skifahrer genügend Platz", sagt Marcus Herovitsch, Sprecher der Pitztaler Gletscherbahn. Aber die Gletscher liegen zumeist im hochalpinen Bereich. "Das heißt, schnelle Wetterumschwünge sind jederzeit möglich", sagt die Sprecherin der Bayerischen Zugspitzbahn, Verena Lothes. Dank der exponierten Lage scheint auf der Zugspitze, ebenso wie auf vielen anderen Gletschern in den Alpen, oft die Sonne - selbst wenn es im Tal nebelig ist. Im Sommer kommen in das Skigebiet am Matterhorn oft Ski-Nationalteams, die auf dem Gletscher ihr Sommertraining absolvieren.

Werden die Gletscher künstlich beschneit?

In den meisten Gebieten nicht, sagen die Experten. Aber es gibt Gletscher, auf denen Schnee gemacht wird. "Bereiche, an denen kein Gletschereis ist, müssen beschneit werden", sagt König. Schnee-Management nennt Herovitsch das, was auch im Sommer betrieben wird: Man versuche, den Schnee am Gletscher zu halten oder neuen hinzuzubekommen. "Sehr wichtig ist die Errichtung von Schneedepots: Dabei wird aus Regionen neben dem Gletschereis Schnee per Pistenbully zu riesigen Hügeln zusammengeschoben, die Haufen werden mit weißem Flies abgedeckt und konserviert." Im Herbst wird dieser Schnee dann wieder auf den Pisten ausgebreitet.

Muss man besondere Ausrüstung auf dem Gletscher haben?

Da man meist auf Naturschnee unterwegs ist, kann man mit den ganz normalen Skiern oder dem Snowboard fahren. Aber man braucht gut gepflegtes Material, scharfe Kanten und gut gewachste Beläge, sagt König, denn das extremere Wetter am Berg "sauge" das Material auf. "Durch den Naturschnee sind die Pisten im Vergleich zu den Kunstschneepisten weicher", sagt Herovitsch. Am griffigsten ist der Schnee am frühen Morgen, sagt Martin Niederberger, Sprecher der Zermatter Bergbahnen. "Gegen Mittag weicht die Sommer-Sonne den Schnee auf, wodurch er sulzig wird." Anderes Material brauche man nur, wenn man als Freerider abseits der Pisten ins hochalpine Gelände geht. "Das sollte man immer mit einem Guide machen", sagt Herovitsch.

Kann man Probleme in der Höhe bekommen?

Je höher man in den Bergen ist, desto anstrengender ist das für den Körper, sagt Lothes. Während das Gletscherskigebet an der Zugspitze bis auf rund 2700 Meter hinaufgeht, liegt der höchste Punkt im Gletscherskigebiet Zermatt, die Gobba di Rollin, auf 3899 Meter. "Da braucht es eine anfängliche Akklimatisierungsphase." Die Schweizer raten den Gästen auf Informationsschildern, es auf dem Gletscher gemütlich anzugehen und nicht zu hetzen. Auch König rät, erstmal keine großen Abfahrten zu machen, damit der Körper sich an die Höhe gewöhnen kann. Herovitsch empfiehlt, am Vorabend des ersten Skitags anzureisen, sich über Nacht auf einer mittleren Höhe an die Bedingungen zu gewöhnen und erst dann auf den Gletscher zu gehen. Wichtig außerdem: viel trinken, nicht erst beim Après Ski.

Ist das Wetter auf dem Gletscher extremer?

Pistenverhältnisse und Temperaturen können sich über den Tag stark ändern, sagt König. Extreme Winde, extreme Sonne und schnelle Wetterwechsel sind an der Tagesordnung. "Man sollte darauf vorbereitet sein und am Gletscher immer zusätzliche Sachen dabei haben, um auf Temperaturschwankungen reagieren zu können." Denn: Das Auto oder das Hotel sind in der Regel weiter entfernt als in einem normalen Skigebiet. Daneben ist die UV-Strahlung höher, daher sollte man gute Lippenpflege sowie Sonnencreme mit einem hohen Lichtschutzfaktor benutzen und eine dunkle Ski- oder Sonnenbrille tragen.

Muss man ein guter Skifahrer sein, um auf dem Gletscher zu fahren?

Wer in einem normalen Skigebiet in den Alpen sicher auf den Brettern steht, kann auch auf vielen Gletschern fahren. "Da Gletscher vor allem in Kesseln und Mulden liegen und sich dort über Jahrhunderte entwickelt haben, gibt es auch zahlreiche einfache Pisten", sagt Herovitsch. Im Gletscherskigebiet Zugspitze gibt es nur leichte bis mittelschwere Pisten, sagt Lothes. "Das ist gerade für Anfänger sehr interessant und angenehm zu fahren." Im Gletscherskigebiet von Zermatt ist ein großer Teil der Pistenkilometer rot markiert. "Es gibt ein paar Pisten für Anfänger, aber wer im Sommer nach Zermatt Skifahren geht, sollte bereits gute Fahrkenntnisse mitbringen", sagt Niederberger. Und dann gibt es noch Angebote für die, die auf Skiern und Snowboard Kunststücke machen wollen: Auf dem Pitztaler Gletscher gibt es einen Ski- und Snowboard Cross Park, auf dem Kaunertaler Gletscher sind die Fahrer auf Freeski und -board unterwegs.

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