Tourismus:Diese Aktivitäten bietet das Großarltal jenseits der Piste

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Der erste Griff wandert in den Rucksack. "Zunächst mal alle den Pieper rausholen, anstellen und prüfen", fordert Edi Huttegger. Der Pieper heißt offiziell...

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Großarl (dpa/tmn) - Der erste Griff wandert in den Rucksack. „Zunächst mal alle den Pieper rausholen, anstellen und prüfen“, fordert Edi Huttegger. Der Pieper heißt offiziell LVS-Gerät und kann im Falle einer Lawine überlebenswichtig werden. Gäste, die ohne die Kombination aus Sonde, Schaufel und LVS-Gerät mit auf Tour gehen wollen, darf Edi nicht mitnehmen.

Vorschrift ist Vorschrift und für den Fall der Fälle hat der Guide stets ein ganzes Set an Ersatzbatterien im Gepäck. Er macht hier im Großarltal, 80 Kilometer südlich von Salzburg, einen Schnupperausflug für unerfahrene Skitourengeher. Der Verein „Berg-Gesund“ bezahlt Edi für die vierstündige Tour. Das Ziel: Auch Neueinsteiger sollen dank des Bergführers heil ins Gelände kommen - und wieder zurück.

Zunächst gilt es darum, im flacheren Gelände Schlurfschritt und Spitzkehre zu üben: Techniken für den Aufstieg. Aber das gehe mit einer wuchtigen Steighilfe wirklich nicht, schimpft eine Teilnehmerin und müht sich mit der Bindung ab. Edi nimmt den Stock, drückt damit die Steighilfe weg und sagt nur: „Passt.“

Abseits der Pistenvielfalt

Passt. Dieses Wort hört man im Großarltal gefühlt bei jeder Gelegenheit - im Restaurant vom Kellner, im Bus vom Fahrer. Und auch Thomas Wirnsperger sagt erstmal: „Das passt schon.“

Wirnsperger ist Geschäftsführer im Tourismusverband Großarltal. Die Region gehört zum Skiverbund „Ski amadé“, der insgesamt 760 Kilometer Pisten umfasst,verteilt auf 25 Orte in Salzburg und der Steiermark. Von Großarl führt eine Skischaukel ins Nachbartal nach Dorfgastein.

Die Frage steht im Raum, warum man bei solch einer Vielfalt ausgerechnet auf Bewegungsangebote abseits der Piste setzt. „Die Idee ist ursprünglich im Alpenverein entstanden“, sagt Wirnsperger, dessen Tourismusverband neben Großarl auch das Dorf Hüttschlag am Eingang zum Nationalpark Hohe Tauern weiter oben im Tal umfasst.

Der Alpenverein hat Hüttschlag zum „Bergsteigerdorf“ gekürt - das bedeutet auch: Technische Erschließungshilfen sind nicht vorgesehen, ein anspruchsvolles Bergsportangebot schon. Doch darf der Alpenverein für Führungen nur Mitglieder und deren Familien mitnehmen.

Verein führt ganzjährig Aktivitäten durch

Aus diesem Grund gibt es für die Gäste im Großarltal seit sechs Jahren den Verein „Berg-Gesund“. Das Konzept: Er führt ganzjährig Aktivitäten durch - allein von Anfang Dezember bis Mitte April sind es rund 160, darunter Eisklettern, Skitouren, Schneeschuhwandern.

Bereits ab einer angemeldeten Person finden sie statt. Nach oben ist die Teilnehmerzahl gedeckelt - eine rechtzeitige Anmeldung ist darum ratsam. Für Gäste von Mitgliedsbetrieben von „Berg-Gesund“ ist eine Teilnahme stets kostenlos, alle anderen zahlen 30 bis 50 Euro pro Aktivität, dazu kommen Kosten für Leihausrüstung und Transport.

70 Prozent aller Herbergsbetriebe im Tal seien Mitglied in dem Verein, betont der Tourismus-Chef. „Jeder Vermieter vom Bauernhof bis zum Hotel zahlt pro Bett einen bestimmten Betrag pro Jahr.“ Und kann im Gegenzug seinen Gästen ein Gratis-Programm präsentieren.

Skitour ohne Tiefschnee-Können

Das Programm will einerseits für Abwechslung sorgen: „Wir holen die Leute aus ihrem Hamsterrad“, erläutert Wirnsperger. Andererseits soll den örtlichen Skischulen auf keinen Fall Konkurrenz gemacht werden - Langlauf wird daher zum Beispiel nicht angeboten.

Eine Hochgebirgstour mitsamt Guide dagegen schon, wobei es trotz ausführlicher Programmhinweise immer wieder Überraschungen gibt, wie Tourismus-Chef Wirnsperger sagt: „Wir haben auch schon Leute gehabt, die oben auf dem Gipfel nach der Piste gefragt haben, weil sie gar nicht Tiefschneefahren konnten.“

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