Tourismus:Die Letzten ihrer Art - Auf Safari im Krüger-Nationalpark

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Johannesburg (dpa/tmn) - Der offene Geländewagen fährt auf abendlicher Pirschfahrt durch das Kapama Game Reserve. Es ist das Vorprogramm zur ausgedehnten Safari im benachbarten Krüger-Nationalpark am nächsten Tag.

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Johannesburg (dpa/tmn) - Der offene Geländewagen fährt auf abendlicher Pirschfahrt durch das Kapama Game Reserve. Es ist das Vorprogramm zur ausgedehnten Safari im benachbarten Krüger-Nationalpark am nächsten Tag.

Wer hier in diesen Busch kommt, will die „Big Five“ sehen, die fünf großen Landsäugetiere Afrikas, die Majestäten der Tierwelt: Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard. Nur durchstreifen sie die Landschaft nun mal nicht in erster Linie, um Touristen ins Blickfeld zu laufen.

Als es schon so dämmrig ist, hält der Wagen an einem Tümpel. Am anderen Ufer zeichnet sich eine Silhouette ab: massiver schwarzer Rumpf, Spitze auf dem Kopf. Ein Nashorn! Nicht nur die Anmut des Tieres macht die Begegnung so einprägsam. Es ist ein Anblick, der so in 20 Jahren nicht mehr möglich sein könnte.

Eine Verkettung unterschiedlicher Umstände bedroht das Nashorn. In Asien ist der Aberglaube weit verbreitet, in Afrika sind viele Menschen arm und perspektivlos. Die Folge: eine Tragödie. Kriminelle heuern Wilderer an, die Nashörner jagen und ihnen die Hörner abschneiden. Das begehrte Gut wird nach Vietnam geschmuggelt, wo vermögende Kunden bis zu 60  000 Dollar für ein Kilogramm Horn bezahlen. Sie glauben, dass es in Pulverform Krankheiten heilen kann.

Erstmals seit einem Jahrzehnt ist die Zahl der gewilderten Nashörner in Südafrika im vergangenen Jahr nicht gestiegen. Das klingt nach einer guten Nachricht. Doch es wurden 1175 Tiere getötet. Das sei immer noch inakzeptabel hoch, sagt Arnulf Köhncke, Experte für Artenschutz beim  WWF. „Wir müssen es schaffen, die Zahlen weiter zu drücken.“ Sonst ist das Nashorn bald ausgestorben. In ganz Afrika gibt es Schätzungen zufolge nur noch rund 25 000 Breitmaul- und Spitzmaulnashörner. „Bei der Wilderei reden wir von organisierter Kriminalität im globalen Kontext“, sagt WWF-Experte Köhncke. Südafrika setzt mittlerweile die Armee gegen die Wilderer ein.

Im Morgengrauen, wenn die ersten Fahrzeuge zur Safari in den Krüger-Park aufbrechen, haben sich die Wilderer längst verzogen. Dann erwacht das legale Geschäft mit dem Naturparadies: der Tourismus. Die Reisenden werden heute elf Stunden im Park unterwegs sein. Die erste Tiersichtung meldet Guide und Fahrer John Mthethwa, noch bevor der offizielle Eingang zum Krüger-Park erreicht ist.

Unweit der Straße ruhen ein Löwe und eine Löwin im hohen Gras. Die Anweisungen sind eindeutig: „Nicht aufstehen, nicht die Beine oder Füße aus dem Wagen halten. Das mögen die Tiere nicht, und manche werden dann sehr böse“, warnt John die Gruppe. Innerhalb der Parkgrenzen passiert dann zwei Stunden ziemlich wenig. Die Gruppe übt sich in Geduld. Doch irgendwann taucht ein Elefant am Wegrand auf - ein weiterer Vertreter der „Big Five“.

Guide John steuert das Fahrzeug nun stundenlang über einsame Pisten durch den Busch, und dem Gast erschließt sich so langsam, wie groß der Krüger-Park ist: Etwa 350 Kilometer sind es von der Nord- zur Südgrenze, gut 50 Kilometer in der Breite. Immer wieder kreuzen Zebras, Giraffen, Paviane, Antilopen, Flusspferde mit Schildkröten auf dem Rücken - und jede Menge Elefanten den Weg.

Auch der Elefant ist bedroht, sein Elfenbein noch immer begehrt. Im Krüger-Park zeigt sich ein globales Phänomen im Kleinen: Statt nachhaltiger Entwicklung zählt schneller Profit. „Die Wildtiere sind lebendig mehr wert als tot“, sagt Arnulf Köhncke vom WWF. „Was es braucht, ist eine faire Verteilung der Einnahmen auf alle beteiligten Akteure.“ In Südafrika sei das im Krüger-Park Teil der Strategie.

Dass die Tierwelt im Krüger-Park unbedingt schützenswert ist, hat der Besucher nach einer Safari begriffen - beim Blick in die Augen von Elefant, Nashorn und Löwe, nicht durch theoretische Lektionen. Auch WWF-Experte Köhncke weiß: „Safari-Tourismus ist eine wichtige Strategie, um Menschen für Artenvielfalt und Naturschutz zu begeistern.“ Nur der Leopard zeigt sich bei dieser Safari nicht, als einziger Vertreter der „Big Five“. Doch eigentlich wünscht man ihm schon fast, dass er unbehelligt vom Menschen seiner Wege gehen kann.

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