Wetzlar:Regenwürmer tauchen vor Hitze ab

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Frankfurt/Friedrichsdorf/Wetzlar (dpa/lhe) - Regenwürmer sind momentan selbst nach Schauern selten an der Oberfläche zu sehen. Ursache ist laut Naturschützern das Wetter. Bei einem trockenen Sommer pausierten die Tiere in tieferen Erdschichten, erklärt Kathrin Kaltwaßer, Sprecherin des Naturschutzbundes (NABU) Hessen. Zudem gelten 40 Prozent der Wurmarten als bedroht - die Ursache sei aber der Ackerbau, nicht das Wetter. Doch auch Hessens Bauern haben ein Interesse am Erhalt der Wurmpopulation.

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Frankfurt/Friedrichsdorf/Wetzlar (dpa/lhe) - Regenwürmer sind momentan selbst nach Schauern selten an der Oberfläche zu sehen. Ursache ist laut Naturschützern das Wetter. Bei einem trockenen Sommer pausierten die Tiere in tieferen Erdschichten, erklärt Kathrin Kaltwaßer, Sprecherin des Naturschutzbundes (NABU) Hessen. Zudem gelten 40 Prozent der Wurmarten als bedroht - die Ursache sei aber der Ackerbau, nicht das Wetter. Doch auch Hessens Bauern haben ein Interesse am Erhalt der Wurmpopulation.

„Das Temperaturoptimum der Regenwürmer liegt zwischen 10 und 15 Grad Celsius“, sagt Kaltwaßer. Wenn im Sommer die Bedingungen unangenehmer werden, graben sich die Würmer in die Erde hinein und fallen in eine Art Sommerschlaf. „Einige Regenwürmer gehen dabei bis zu sieben Meter tief“, erklärt die NABU-Sprecherin. Dass die Sommer nun so trocken und heiß sind, sei für die Regenwürmer alles andere als optimal. „Solange sie im restlichen Jahr aber noch genügend günstige Tage haben, können sie das verkraften.“

Trotzdem ist der Regenwurm laut NABU auf dem Rückzug: Von 46 Arten seien knapp 40 Prozent auf der Roten Liste für gefährdete Tiere. Laut Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen im April gelten zwei Arten als bestandsgefährdet oder ausgestorben, 14 als extrem selten. In Städten und Dörfern litten die Tiere unter dem Rückgang von Grünflächen. Schlimmer sehe es bei Agrarflächen aus: „Monokulturen, Rückgang von Grünflächen, Düngung durch Gülleeintrag, Pestizide und zu viel Bodenbearbeitung haben dazu geführt, dass in vielen Äckern inzwischen nur noch drei bis vier, maximal zehn verschiedene Regenwurmarten leben.“

Auch laut Thomas Norgall, Naturschutzreferent des BUND, ist der Regenwurm auf dem Rückzug. „Generell nimmt die Zahl der Regenwürmer in Ackerböden ab.“ Ursache sei der moderne Ackerbau mit Bodenbearbeitung und Pestiziden. Indiz für einen Rückgang der lokalen Regenwurmpopulationen kann laut Norgall das Verschwinden von Amseln sein. Der Bruterfolg der Vögel hänge in Städten maßgeblich von Regenwürmern ab. „Die Amseln bekommen bei langer Trockenheit Probleme mit dem Futter.“ Die Vögel brüten zwei bis dreimal im Jahr - auch in den Sommer hinein.

Neben ihrer Funktion als Beute haben die Würmer weitere wichtigen Rollen im Ökosystem: „Regenwurmkot ist tatsächlich ein besserer Dünger als Komposterde“, sagt Kaltwaßer. Und durch die vielen Regenwurmgänge könne Wasser besser in den Boden eindringen und staue sich nicht. Auch Pflanzenwurzeln und wichtige Bodenorganismen hätten es in lockerem Boden leichter.

„Die wichtigsten Tiere im Boden sind die Regenwürmer“, sagt Bernd Weber, Sprecher des hessischen Bauernverbands. Entsprechend hätten auch die Landwirte ein hohes Interesse an ihnen. Allerdings seien die Bauern oft in der Zwickmühle, weil ihnen Beschränkungen auferlegt würden. Weber macht das am Beispiel Glyphosat deutlich: Der umstrittene Unkrautvernichter werde vermutlich nach 2022 nicht mehr erlaubt sein. Er ermögliche aber die pfluglose Bewirtschaftung eines Ackers. Ohne das Mittel müsse der Landwirt im Kampf gegen Unkraut den Boden mehrfach umpflügen. „Dass das für den Regenwurm nicht förderlich ist, ist klar.“

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