Stuttgart:„Toilette für alle“: Lebensqualität für Schwerstbehinderte

Lesezeit: 1 min

Stuttgart/Mannheim/ (dpa/lsw) - "Toiletten für alle" gibt es aus Sicht des Landesverbandes für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung viel zu wenig. Denn für an Multipler Sklerose Erkrankte, Querschnittsgelähmte oder Männer und Frauen mit künstlichem Darmausgang reichen die üblichen Behinderten-Klos oft nicht aus. Sie brauchen eine besondere Ausstattung - einen Lift und eine Liege zum Wickeln sowie einen verschließbaren Windeleimer.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Stuttgart/Mannheim/ (dpa/lsw) - „Toiletten für alle“ gibt es aus Sicht des Landesverbandes für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung viel zu wenig. Denn für an Multipler Sklerose Erkrankte, Querschnittsgelähmte oder Männer und Frauen mit künstlichem Darmausgang reichen die üblichen Behinderten-Klos oft nicht aus. Sie brauchen eine besondere Ausstattung - einen Lift und eine Liege zum Wickeln sowie einen verschließbaren Windeleimer.

„Mit vollen Hosen kann man nicht teilhaben und die Familie auch nicht“, sagt Jutta Pagel-Steidl, Geschäftsführerin der Verbandes. Bedarf für diese besonderen Einrichtungen sieht ihr Verband allein in Baden-Württemberg bei 380 000 Menschen. Am kommenden Montag ist Welttoilettentag.

„Ein Anfang ist gemacht, da müssen weitere Schritte folgen“, betont Pagel-Steidl. Baden-Württemberg sei aber bundesweit ganz vorn. Bislang wurden im Südwesten 39 Toiletten eröffnet, die auf sieben Quadratmeter genügend Platz für den Behinderten im Rollstuhl und eine Begleitperson bieten. Elf weitere sind laut Sozialministerium in Planung. Die üblichen Behinderten-WC sind nur etwa fünf Quadratmeter groß.

Die Standorte der größeren „Toiletten für alle“ reichen von der Mainau über die Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim bis zum Stuttgarter Milaneo - Deutschlands einzigem Shopping-Center mit einem solchen Angebot. Centermanagerin Sandra Poul hatte nach der Begegnung mit einer jungen Frau im Rollstuhl die Einrichtung initiiert. „Ich wollten den Behinderten mehr Lebensqualität ermöglichen.“

Das möchte auch Sozialminister Manne Lucha (Grüne). Sein Haus bezuschusst 90 Prozent der Kosten für die Einrichtung. Nach 450 000 Euro hat er jetzt eine weitere Förderung von 200 000 Euro genehmigt. Die Kosten der Ausstattung beziffert Verbands-Frau Pagel-Steidl auf bis zu 14 000 Euro.

Nach ihrer Erfahrung braucht es Zeit, ein Bewusstsein für die speziellen Bedürfnisse zu schaffen. „Beim Windelwechseln denkt man automatisch an Kleinkinder und nicht an Erwachsene.“ Die Alternativen zur „Toilette für alle“ sind für diese Menschen unangenehm: Sie müssen sich auf dem dreckigen Fußboden eines Lokus, auf dem Rücksitz eines Autos oder hinter einem Busch wickeln lassen. Viele blieben angesichts solcher Aussichten einfach zuhause.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: