Berlin:Kältehilfe-Bilanz: Ausreichend Plätze, aber mehr Elend

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Berlin (dpa/bb) - Die Kältehilfe konnte Obdachlosen in Berlin in den vergangenen Monaten ausreichend Schlafplätze anbieten. Die im Schnitt 924 Plätze, die von Oktober bis zum Stichtag 10. März zur Verfügung standen, waren zu rund 81 Prozent ausgelastet. Das geht aus der am Donnerstag vorgelegten Bilanz der Initiative hervor. Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) sprach auf dpa-Anfrage von einer positiven Bilanz: "Wer wollte, hat ein Bett in einer Notunterkunft bekommen."

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Berlin (dpa/bb) - Die Kältehilfe konnte Obdachlosen in Berlin in den vergangenen Monaten ausreichend Schlafplätze anbieten. Die im Schnitt 924 Plätze, die von Oktober bis zum Stichtag 10. März zur Verfügung standen, waren zu rund 81 Prozent ausgelastet. Das geht aus der am Donnerstag vorgelegten Bilanz der Initiative hervor. Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) sprach auf dpa-Anfrage von einer positiven Bilanz: „Wer wollte, hat ein Bett in einer Notunterkunft bekommen.“

Über den gesamten Winter übernachteten pro Tag rund 750 Menschen in den Einrichtungen. In der Spitze gab es bis zu 1200 Notbetten pro Nacht. Die Anzahl wurde laut Angaben in den vergangenen drei Jahren verdoppelt, das Angebot zudem nun auf Oktober und April ausgedehnt. So stehen in den kommenden Wochen noch mehr als 500 Plätze bereit.

Der Ausbau sei aber kein Grund zur Freude, sondern Zeichen des gewachsenen Elends in der Stadt, erklärte Caritas-Direktorin Ulrike Kostka. Die „dramatische Lage“ auf dem Wohnungsmarkt verschärfe die Lage noch. Dabei werde die Klientel schwieriger: Viele Hilfesuchende sprächen kaum Deutsch, außerdem wachse die Zahl der Menschen mit körperlichen oder geistigen Erkrankungen oder mit Suchtproblemen, so Kostka. All dies führe zu mehr Konflikten und Gewalt in den Einrichtungen.

Weiter gibt es auf der Straße aber auch viele Menschen, die die Kältehilfe nicht unterstützen kann: Viele seien außerstande, sich in geschlossenen Räumen aufzuhalten oder wollten die Angebote aus anderen Gründen nicht nutzen, so Diakonie-Direktorin Barbara Eschen.

Senatorin Breitenbach erklärte mit Blick auf das Angebot für diese Zielgruppe an den U-Bahnhöfen Moritzplatz und Lichtenberg: „Wir werden dieses Modell gemeinsam auswerten und prüfen, ob dies eine niedrigschwellige Möglichkeit auch für die kommende Kälteperiode ist, obdachlose Menschen vor dem Erfrieren zu bewahren.“ An den sogenannten Kältebahnhöfen gab es etwa Wärmecontainer, Toiletten und Betreuung.

Im Januar waren in Berlin drei Männer ohne festen Wohnsitz tot aufgefunden worden - ob sie erfroren oder aus anderen Gründen starben, ist noch unklar. Zu den Obduktionsergebnissen machten die Ermittlungsbehörden bisher auf Anfrage keine Angaben.

Diakonie-Direktorin Eschen betonte, nötig seien auch passgenaue ganzjährige Angebote, um Wege aus der Wohnungslosigkeit aufzuzeigen. Breitenbach hatte kürzlich in der „Berliner Zeitung“ die Idee zur Debatte gestellt, dass Berlin für Obdachlose „sichere Plätze“ mit Betreuung, Toiletten und Müllentsorgung schafft. Nähere Angaben gab es dazu am Donnerstag nicht. In den vergangenen Jahren ließ insbesondere der Bezirk Mitte mehrere Obdachlosen-Camps räumen. Oft tauchen sie aber an anderen Orten wieder auf.

Die Kältehilfe wird in Berlin von kirchlichen und sozialen Trägern organisiert und vom Land über die Bezirke sowie mit Spenden finanziert. Zahlreiche Ehrenamtliche arbeiten mit. Nach Schätzungen leben 6000 bis 10 000 Menschen in Berlin auf der Straße. Im zweiten Halbjahr 2019 ist eine Zählung vorgesehen.

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