Kolumne: Vor Gericht:Sorgenfreie Manager

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Legte ein Geständnis ab - und verhinderte so, ins Gefängnis zu müssen: Ex-Audi-Chef Rupert Stadler. (Foto: Sebastian Widmann/Getty Images)

Ex-Audi-Chef Rupert Stadler legte diese Woche vor Gericht ein Geständnis ab. Für die Kosten und möglichen Folgen solcher Verfahren bieten Versicherungen "Strafrechtsschutz"- Policen an.

Von Ronen Steinke

Der Anblick des früheren Audi-Chefs Rupert Stadler mit seinem silbernen Haar und seinem makellosen, dunkelblauen Anzug, der in dieser Woche vor Gericht ein Geständnis wegen Betrugs ablegte, könnte auch bei manchem anderen Manager ein mulmiges Gefühl ausgelöst haben. Was, wenn ich da mal sitze, auf der Anklagebank? All diese teuren Anwälte, die man dann bezahlen muss ... Die hohen Geldstrafen, die dann drohen ... Grund genug, sich schnell einmal umzusehen, ob nicht der Versicherungsschutz aufgefrischt werden sollte.

Policen zum "Managerschutz" decken heute fast alle erdenklichen Kosten hinsichtlich strafrechtlichen Ärgers ab. Das Angebot ist groß. Da gibt es standardmäßig die Manager-Haftpflichtversicherung, nach dem amerikanischen Vorbild "Directors and Officers Liability" genannt, oder kurz D&O. Sie "schützt Führungskräfte von Gesellschaften vor den finanziellen Folgen einer falschen Entscheidung", wie es etwa auf der Seite des Allianz-Konzerns heißt. Die Werbung dort ist bebildert mit ein paar jungen Frauen, "besonders empfehlenswert", schreibt die Allianz, ist dies für "Geschäftsführer, Manager, CEOs, Vorstände, Aufsichtsräte und Beiräte".

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Daneben gibt es die sogenannten Spezialstrafrechtsschutzversicherungen. Sie erstatten auch Geldauflagen, wie zum Beispiel die 4,5 Millionen Euro, die der frühere VW-Chef Herbert Diess zahlen musste, damit sein Verfahren vor dem Landgericht Braunschweig eingestellt wurde. Das ist legal, das ist von der Rechtsprechung in Deutschland schon vielfach abgesegnet worden, und so fällt ein Mensch, der strafrechtlich schwer verdächtig ist, immerhin weich. Teils enthalten die Policen auch noch "U-Haft-Pakete", das heißt, sie übernehmen die Kaution, falls ein Manager sonst hinter Gitter müsste.

Die Arag-Versicherung wirbt für ihre Strafrechtsschutz-Pakete "in den Leistungsvarianten Komfort und Premium" mit dem Slogan: "Aus einer sicheren Deckung planvoll agieren." Wenn ein Beschuldigter in Untersuchungshaft muss, übernimmt die Versicherung sogar auch ein "Tagegeld für den Inhaftierten", so kann der sich zum Beispiel Pizzen in die Haftanstalt bestellen, selbst wenn draußen seine Konten gesperrt sein sollten. "Gleichzeitig", schreibt der Anbieter, "übernehmen wir die Kosten für die Öffentlichkeitsarbeit", also Gespräche mit der Presse, die draußen steht und vielleicht Fragen hat.

So viel Auswahl, so viele Angebote. Bei der Roland-Rechtsschutzversicherung heißt das Angebot für Manager "StrafrechtPlus Privat". Allerdings gilt hier wie auch bei den meisten anderen Anbietern: "Der Versicherungsschutz entfällt rückwirkend bei rechtskräftiger Verurteilung wegen einer vorsätzlich begangenen Straftat." Als Manager, der gerade den Audi-Kollegen Stadler im Fernsehen gesehen hat, wie er sich für 1,1 Millionen Euro vom Gefängnis freigekauft hat, sollte man sich also trotzdem überlegen, ob sich das lohnt.

An dieser Stelle schreiben Verena Mayer und Ronen Steinke im wöchentlichen Wechsel über ihre Erlebnisse an deutschen Gerichten. (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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