Luxuswohnungen in London:Zimmer mit Aussichten

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Bombensichere Fenster, Privatkino, 180-Grad-Blick über den Hyde Park: Die neuen Luxusunterkünfte in London lassen Wohn-Träume wahr werden, haben aber ihren Preis: Eine Wohnung kostet im Schnitt 149 Millionen Euro.

Wolfgang Koydl

London - Immobilienkrise? Welche Krise? Anderswo im Vereinigten Königreich mögen sich die Hauspreise zwar langsam aber sicher in Richtung Parterre oder gar Keller bewegen. Aber im Herzen der britischen Hauptstadt hält der Boom für Luxusunterkünfte nicht nur ungebrochen an. Im Gegenteil: Die Preise wachsen in immer neue, schwindelerregende Höhen.

One Hyde Park: Vier zwölfstöckige Türme aus Glas und Stahl bilden den teuersten Wohnblock aller Zeiten. (Foto: REUTERS)

Ebenso sorgfältig ausgesuchte wie betuchte Gäste waren geladen, als nun in Knightsbridge, schräg gegenüber von den Nobelkaufhäusern Harrods und Harvey Nichols, der teuerste Wohnblock aller Zeiten seine Türen öffnete: Vier zwölfstöckige Türme aus Glas und Stahl bilden One Hyde Park, Londons neueste und exklusivste Adresse. Vorne die Luxusläden, hinten der Park. Nicht nur die Immobilie selbst - eine Orgie aus edlen Steinen und Hölzern - ist gediegen, sondern auch die Lage.

Neben diversen russisch, arabisch und chinesisch sprechenden anonymen Interessenten wurde bei der Eröffnungsfeier auch Prominenz wie Formel-1-Eigner Bernie Ecclestone und der Komponist Andrew Lloyd-Webber unter den potenziellen Käufern gesichtet. Sie alle werden sich allerdings sputen müssen, denn 50 der insgesamt 84 Apartments sind bereits verkauft worden - darunter die vier Penthäuser. Im Schnitt kosten sie 135 Millionen Pfund (149 Millionen Euro), doch dafür bieten sie mit bis zu 2700 Quadratmeter Größe verhältnismäßig viel Auslauf. Ganz zu schweigen vom 180-Grad-Rundblick auf die Bäume des Hyde Parks.

Größere Wohnungen haben ihren eigenen panic room, in dem sich die Bewohner im Falle eines Einbruchs vor Verbrechern verschanzen können. In den kleinsten Wohnungen (ein Zimmer, Küche, Bad mit abgesenkter Marmorwanne) ist dafür zwar kein Platz: Dafür bekommt man diese Wohneinheiten schon für vergleichsweise lächerliche 6,4 Millionen Euro - etwa als Studentenbude für den verwöhnten Nachwuchs. Und auf den Room Service des nebenan gelegenen fünfsternigen Mandarin-Oriental-Hotels sowie die Dienste der rund um die Uhr bereitstehenden 60 Mann Personal wird auch der Studiosus zurückgreifen können.

"Es gibt nirgendwo etwas Vergleichbares"

Sicherheit wird ebenso groß geschrieben wie Luxus: Die Fenster sind kugel- und bombensicher, und die Fahrstühle lassen sich nur mit einem Blick in den Retina-Scanner in Bewegung setzen. Wer sich zu viel Essen vom sündhaft teuren Promikoch Heston Blumenthal aus dessen neuem Restaurant im Mandarin Oriental herüberbringen ließ, der kann überschüssige Pfunde leicht abspecken: im hauseigenen Gym, dem 21-Meter-Pool, in der Sauna, der Squash-Halle oder beim Golf-Simulator. Für Entspannung sorgen zudem vier Edelboutiquen und ein privates Kino nur für die Bewohner des Hauses.

"Ganz einfach gesagt, es gibt nirgendwo etwas Vergleichbares", verkündete bei der Eröffnungsfeier ein beeindruckter Immobilienmakler, und der hochdekorierte Architekt Richard Rodgers, dessen Büro One Hyde Park entworfen hatte, nickte beifällig. Ein Maklerkollege aber äußerte sich weniger zuversichtlich. "Ich habe den stillen Verdacht", meinte Ed Mead von der Firma Douglas & Gordon, "dass One Hyde Park die Hybris der letzten Jahre des Immobilienbooms beschreiben wird."

© SZ vom 21.01.2011/schi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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