Lafontaine und Wagenknecht:Zwei Herzen schlagen links

Taufrisch ist das offene Liebesbekenntnis von Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht, schon gibt es Trennungsprobleme - wo ist die Grenze zwischen öffentlich und privat? Der Linken kann die Beziehung der Spitzenpolitiker nicht egal sein, schließlich haben beide Schlüsselpositionen in der Partei inne und streben weiter an die Macht.

Daniel Brössler, Berlin

Die Trennung zwischen Politischem und Privatem hat Oskar Lafontaine einmal sehr schön ins Bild gesetzt. Nach seinem überraschenden Rücktritt als SPD-Chef und Bundesfinanzminister trat er in Saarbrücken am Gartenzaun vor die Fotografen; auf den Schultern saß sein Sohn Carl-Maurice mit den gelben Entchenschlappen. "Macht mal schön eure Fotos", sagte Lafontaine, "und dann hätte ich gerne, dass ihr uns ein bisschen in Ruhe lasst." Um seine Privatsphäre langfristig zu schützen, verletzte er sie kurzzeitig.

Landesparteitag der Saar-Linken

Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine sind ein Liebespaar - gemunkelt wurde schon seit Jahren über die beiden.

(Foto: dapd)

Zwölf Jahre danach, abermals in Saarbrücken, hat Lafontaine es wieder getan. Er brachte Sahra Wagenknecht zum Landesparteitag der Linken mit und erläuterte das, zum Ende einer einstündigen Rede, so: "Das hat einen ganz einfachen Grund. Ich lebe seit einiger Zeit getrennt und bin seit einiger Zeit mit Sahra eng befreundet."

Diese trocken vorgetragene öffentliche Liebeserklärung hat in der kleinen Welt der Linkspartei einiges in Bewegung gesetzt. "Hat es uns überhaupt zu interessieren?", fragt der Blog "Lafontaines Linke" besorgt. Es gehe ja um die Angelegenheit zweier Leute, "die sich gewissermaßen beim Job kennengelernt haben". Das Private aber sei "andererseits auf der Linken immer als politisch markiert" gewesen.

Stimmt schon, aber die von den Achtundsechzigern ausgegebene Parole, das Private sei politisch, repräsentiert natürlich nur eine Traditionslinie der Linkspartei. Die andere, die zur SED führt, erinnert an den Muff einer Partei, die es sich herausnahm, sich ins Liebesleben ihrer Funktionäre einzumischen. Von dergleichen will man heute in der Linken natürlich nichts mehr wissen. Schon deshalb ließe man Lafontaine und Wagenknecht in ihrem Glück gern ungestört.

Allein, das wird kaum möglich sein. Die Partei durchlebt Turbulenzen, in denen es von Belang ist, wenn ein Ex-Parteivorsitzender, der auch als künftiger Parteivorsitzender gehandelt wird, ein Verhältnis unterhält zur stellvertretenden Partei- und Fraktionsvorsitzenden, die ebenfalls als mögliche neue Parteivorsitzende gehandelt wird.

Er fördert sie fördert ihn

Lafontaine, 68, gilt schon seit längerem als engagierter Förderer Wagenknechts, und natürlich wird es Fragen geben, ob diese Förderung nun in neuem Licht zu sehen sei. Wagenknecht, 42, wiederum brachte Lafontaine jüngst als neuerlichen Spitzenkandidaten für den Bundestag ins Gespräch.

Zwar gab es über die Bindung der beiden schon länger Gerüchte, die der Spiegel nach der Bundestagswahl 2009 öffentlich machte, verbunden mit der Vermutung, Lafontaines Ehefrau Christa Müller beordere ihren Mann deshalb heim ins Saarland. Danach verlor der als Informant verdächtigte Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch seinen Job; eine Bestätigung der Geschichte gab es nicht.

Als Grund für den Rückzug aus Berlin nannte Lafontaine vielmehr eine Krebserkrankung. Später war dann zu hören, Lafontaine wolle trotz seiner Gesundung und trotz seiner wachsenden Sorge um die Partei bei der Familie bleiben. Nun, da Lafontaine die Trennung von Christa Müller offenbart hat, fällt dieses Argument weg. Gerüchte, Lafontaine und Wagenknecht hätten sich in Berlin bereits um eine gemeinsame Bleibe gekümmert, gewinnen an Gewicht.

Wagenknecht, bisher mit einem Filmproduzenten verheiratet, hat sich Nachfragen verbeten. Bei Politikern solle man "über politische Themen diskutieren, nicht über ihr Privatleben", verlangte auch Lafontaine. Es wird schwer werden, beides zu trennen.

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