Kinder:Wer zu spät kommt, den bestraft die Kita

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Ein Verkehrsschild mit dem Hinweis „Kindergarten“ steht vor einer Kindertagesstätte. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa/Symbolbild)

Die Stadt Heidenheim verlangt Verspätungszuschläge für Eltern, die ihre Kinder zu spät aus Kindertageseinrichtungen abholen. Damit ist die Stadt nicht allein. Wie groß ist das Problem?

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Heidenheim an der Brenz (dpa) - Unpünktlichkeit kann teuer werden: Wer sein Kind in Heidenheim an der Brenz zu spät aus Kindergarten und Co abholt, muss mindestens 25 Euro bezahlen. Der Gemeinderat änderte kürzlich die Benutzungsbedingungen für Kindertageseinrichtungen und führte die Verspätungsgebühr ein. Demnach werden für wiederholt unpünktliche Eltern je angefangene halbe Stunde 25 Euro fällig. Zuerst hatte die „Heidenheimer Zeitung“ berichtet.

„Jedes Kind kann auch ein, zwei Mal zu spät abgeholt werden“, sagt David Mittner, Geschäftsbereichsleiter Kinder, Jugend und Familie bei der Stadt Heidenheim in der Nähe von Ulm. Aber es gebe Familien, die sich regelmäßig verspäteten. Dann stünden sich Aufsichtspflicht und Dienstplan gegenüber. Die rechtliche Handhabe sei wenig praxistauglich. „Wir müssten auf das Jugendamt zugehen, das könnte theoretisch eine Inobhutnahme einleiten“, sagt Mittner.

Die Kindertageseinrichtungen halten demnach Personal für Verspätungen vor. „Ich bemerke da schon eine gewisse Frustration“, führt Mittner aus. „Unsere Mitarbeitenden haben oft auch selbst Kinder“, schildert er. In Zeiten des Fachkräftemangels versuche man, individuelle Bedürfnisse in Dienstpläne aufzunehmen. „Wenn eine Person ihr Kind um 15.30 Uhr abholen muss, versuchen wir, das möglich zu machen“, sagt er. „Wenn diese Person dann bleiben muss, um ein Kind nicht im Regen stehen zu lassen, bleibt das eigene Kind zurück.“ Das werde ihm in Gesprächen mit den Einrichtungen berichtet.

Die Verspätungsgebühr schafft laut Mittner Klarheit, neu ist sie nicht. Schon zuvor habe die Stadt wiederholt unpünktlichen Eltern die zusätzlichen Personalkosten in Rechnung gestellt. Nach einer entsprechenden Androhung hätten die Familien ihre Kinder pünktlich abgeholt. Reaktionen von Eltern haben Mittner nach eigenen Angaben noch nicht erreicht. Da sich im Prinzip weder für unpünktliche noch für pünktliche Eltern etwas ändere, rechne Mittner auch nicht mit Beschwerden. Er betont, dass verspätete Abholungen kein akutes oder neues Problem seien, aber ein kontinuierlich bestehendes. Deswegen habe man nun die Benutzungsbedingungen angepasst.

Dass das Problem viele Kommunen betrifft, bestätigt Benjamin Lachat, Dezernent für Familie und Soziales des Städtetags Baden-Württemberg. Die Leitungskräfte der Fachämter in den Städten treffen sich demnach zweimal jährlich und tauschen sich aus. Am Rande der Frühjahrssitzung seien unpünktliche Eltern Thema gewesen. Die Leitungskräfte hätten überlegt, wie man das Problem angehen könne. Lachat sagt aber auch: „Ich gehe davon aus, dass es kein Massenphänomen ist.“

Auch in Heidenheim haben sich Mittner zufolge schon andere Kommunen nach der Änderung der Benutzungsbedingungen erkundigt. In Ludwigsburg können unpünktliche Eltern schon seit April zur Kasse gebeten werden. Vorgekommen ist das einem Sprecher der Stadt zufolge aber noch nicht. Ob die Eltern dadurch wirklich pünktlicher geworden seien, lasse sich so kurze Zeit nach der Einführung noch nicht beurteilen.

© dpa-infocom, dpa:231028-99-734533/2

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