Familie:Wie liebt die Welt? - Studentin sucht Liebesgeschichten

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Stuttgart (dpa) - "Lovetrotter" statt Globetrotter: Auf der Suche nach Liebesgeschichten reiste eine 27-Jährige um die Welt. Die Erkenntnis: Von anderen Kulturen können wir in Sachen Liebe noch viel lernen.

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Stuttgart (dpa) - „Lovetrotter“ statt Globetrotter: Auf der Suche nach Liebesgeschichten reiste eine 27-Jährige um die Welt. Die Erkenntnis: Von anderen Kulturen können wir in Sachen Liebe noch viel lernen.

Was finden Chinesen romantisch? Wie leben Paare in einer arrangierten Ehe? Und was macht ein Buddhist, wenn er verliebt ist? Auf der Suche nach Liebesgeschichten ist Jungautorin Wlada Kolosowa um die Welt gereist - und hat das Buch „Lovetrotter“ (Kailash) geschrieben. Fünf Monate lang besuchte die 27-Jährige fünf Kontinente und insgesamt neun Länder.

Ihre Erkenntnis: „Die Liebe gibt es natürlich überall. Der Unterschied liegt darin, wie man damit umgeht.“ Anders als in Deutschland bedeuten Schmetterlinge im Bauch andernorts nämlich nicht automatisch, dass man den anderen umgarnt: „Es wird es in jedem Land geben, dass man das Lächeln von jemandem besonders schön findet“, sagt Kolosowa. „Aber nicht in jedem Land bedeutet es, dass man dem nachgeben muss.“

In China erzählte ihr eine Frau zum Beispiel, dass Liebe eher so etwas wie „Teamarbeit“ sei. „Ich habe auch glückliche Menschen in arrangierten Ehen getroffen“, betont die Autorin. „Viele erwarten von der Liebe auch gar keine Schmetterlinge im Bauch.“

Romantik kann es in so einer Beziehung aber sehr wohl geben - nur vielleicht anders als wir sie uns vorstellen. „Einmal hat mir eine Frau erzählt, dass ihr Mann sie mit einem Regenschirm von der Bushaltestelle abgeholt hat, weil es geregnet hat“, sagte Kolosowa. „Ich weiß nicht, warum der Regenschirm an der Haltestelle weniger wert sein soll als ein Strauß roter Rosen.“

Egal ob in Ägypten, Kambodscha oder dem Iran - die Studentin stieß auf ihrer Reise tatsächlich überall auf Menschen, die bereit waren, ihr solch persönliche Geschichten zu erzählen. Erleichtert hat ihr dabei allerdings, dass sie zum Teil Bekannte oder Verwandte besucht hat oder über Couchsurfing - also vorher vereinbarte Übernachtungen bei Einheimischen - schnell in Kontakt kam.

Nicht überall waren die Menschen aber gleichermaßen offen: „In China bin ich wirklich verzweifelt“, sagt Kolosowa, die Auszüge ihres Buches auch auf „Spiegel online“ veröffentlicht hat. „Die Leute reden nicht gern darüber und schon gar nicht mit einem Fremden.“ Dabei hat die 27-Jährige Erfahrung darin, Paaren solch private Geschichten zu entlocken: Für „jetzt.de“ hat sie sich von ihnen zum Beispiel erzählen lassen, wann sie sich ineinander verliebt haben.

Über diesen Moment freut man sich allerdings nicht überall so wie hierzulande: In Kambodscha kämpfte ein Mönch verzweifelt gegen seine Liebe zu einer jungen Frau an, der Buddhist fühlte sich sogar regelrecht krank deswegen, wie Kolosowa schreibt. „Auch die Weisesten sind gegen die Verknalltheit, diesen westlichen Virus nicht immun“, stellt sie fest. „Aus dem zufriedenen Mönch war ein Teenager mit Liebeskummer geworden.“ Am Ende fanden die Liebenden übrigens doch zueinander.

Auf manchen Stationen ihrer Reise hatte es die Autorin allerdings leichter: In Russland traf sich Kolosowa mit ihrer Großmutter und ihrem Cousin, um über Liebe zu reden. In Deutschland nahm sie auch ihre eigene Beziehung als Beispiel und auch in den USA konnte sie auf Erfahrungen aus dem Bekanntenkreis zurückgreifen, denn in New York studiert sie mittlerweile kreatives Schreiben.

Von der Idee erinnert das Buch an andere Reisebücher von Journalisten. Der Knaur-Verlag veröffentlichte zuvor etwa „In 80 Frauen um die Welt“ von Thilo Mischke. Der Autor und freiberufliche Journalist versuchte dabei auf einer Weltreise eben so viele Frauen zu verführen. Die Journalistin Meike Winnemuth wiederum gewann bei Günther Jauch die Millionen - und schrieb über ihre so finanzierte Weltreise das Buch „Das große Los“ (Knaus).

„Ich habe das nicht gemacht, weil ich dachte, ich muss die Reise am Ende unbedingt verkaufen“, betont Kolosowa. „Die Fragestellung mit den Liebesgeschichten war für mich einfach eine Struktur“, sagt sie. Ich wollte eine Motivation für mich selbst, in Kontakt mit Einheimischen zu treten.

Und was können wir nun von der Liebe in anderen Ländern lernen? „Ich glaube, ein bisschen Beständigkeit. Dass man sagt: Ich habe jetzt den Menschen und schaue mich nicht permanent nach einem besseren um“, sagt Kolosowa. „Vielleicht auch den Mut, verbindliche Schritte zu machen. Und dass man nicht das eigene Liebesmodell als das absolut Wahre ansieht.“

Literatur:

- Wlada Kolosowa: Lovetrotter, Kailash Verlag, München, 256 Seiten, 14,99 Euro, ISBN-13: 978-3-424-63085-5

- Thilo Mischke: In 80 Frauen um die Welt, Knaur Verlag, 336 Seiten, 9,99 Euro, ISBN-13: 978-3426783795

- Meike Winnemuth: Das große Los, Albrecht Knaus Verlag, 336 Seiten, 19,99 Euro, ISBN-13: 978-3813505047

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