Wedel:Stadt Wedel führt Straßenschilder für Sehbehinderte ein

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Die Stadt Wedel in Schleswig-Holstein will als erste Stadt Deutschlands flächendeckend zusätzliche Straßenschilder für Sehbehinderte montieren. Die Schilder...

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Wedel (dpa/lno) - Die Stadt Wedel in Schleswig-Holstein will als erste Stadt Deutschlands flächendeckend zusätzliche Straßenschilder für Sehbehinderte montieren. Die Schilder sind etwa so groß wie zwei einandergelegte Bausteine und werden um bereits bestehende Straßenschild-Masten montiert. „116 dieser Schilder hängen bereits“, sagte ein Stadtsprecher der Deutschen Presse-Agentur. Bis Januar 2020 sollen in der 33 000-Einwohnerstadt im Kreis Pinneberg mehr als 370 blaue Schilder mit weißer Schrift in einer Höhe von etwa 1,40 Meter angebracht sein. Zuerst hatte der Norddeutsche Rundfunk berichtet.

Die Idee zu den Schildern für Sehbehinderte hatte der Wedeler Volker König. Der 75 Jahre alte Ingenieur der physikalischen Technik ist seit 50 Jahren blind. Und seit vielen Jahrzehnten erfindet er in seiner Freizeit Hilfsmittel für Behinderte. Die Straßenschilder sind sein neuester Coup. „Sie sind klein, stören keine anderen Verkehrsteilnehmer und können auch von Rollstuhlfahrern gut gelesen werden“, sagte König über die weiteren Vorteile der Alu-Schilder.

Auch Bürgermeister Niels Schmidt (parteilos) ist überzeugt von der Idee: „Die Stadt Wedel kann sich glücklich schätzen, so innovative Bürger wie Volker König zu haben. Die ertastbaren Straßennamensschilder sind eine wunderbare Lösung, die zur weiteren Verbesserung der Barrierefreiheit in Wedel beiträgt.“ Menschen mit körperlichen Einschränkungen könnten sich so noch freier in der Stadt bewegen und am öffentlichen Leben teilnehmen. „Das schafft mehr Sichtbarkeit und das ist damit von großer Bedeutung für die Inklusion und Integration von sehbehinderten Menschen in Wedel und hoffentlich bald noch weiteren Kommunen.“

Zum Testen hatte die Stadt die ersten zehn sehbehindertengerechten Straßenschilder schon 2013 angebracht. Mit Spendengeldern und Fördermitteln ist nun die flächendeckende Einführung der Schilder möglich. König zufolge liegen die Kosten bei schätzungsweise rund 50 000 Euro. Ein Patent auf die Idee hat König nicht angemeldet. „Ich möchte, dass die Idee einer möglichst großen Zahl an Menschen zur Verfügung gestellt wird und ihnen helfen kann.“

Der 75-Jährige kann sich gut vorstellen, dass die Schilder künftig auch in anderen Städten zu finden sein können. „Wir sind ja erst am Anfang. Mein Ziel war es immer, zumindest eine Stadt komplett auszustatten.“ Anfragen aus Glücksstadt und Berlin habe er schon bekommen.

Die Zahl der Blinden und Sehbehinderten in Deutschland wird nach unterschiedlichen Schätzungen mit 650 000 bis 1,2 Millionen angegeben. Ein Mensch gilt als sehbehindert, wenn er mit Brille auf keinem Auge 30 Prozent der normalen Sehkraft erreicht.

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