Kolumne: Die Altersweisen:In welchem Bereich willst du noch an dir arbeiten?

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Mehr Spaziergänge und öfter an die frische Luft kommen, das wünschen sich nicht nur Rentner wie Elisabeth. (Foto: IMAGO/Westend61)

Atticus, 17, will sich mehr um ihre Familie kümmern, während Elisabeth, 83, mehr rauskommen will. Wie junge und alte Menschen die Welt sehen und erleben, erzählen sie in dieser Kolumne.

Protokolle von Niko Kappel

Atticus, 17, wohnt in Berlin und hört gerne französischen Indie

(Foto: privat)

"Mir ist gerade besonders wichtig, ein guter Mensch zu sein. Ich glaube, das liegt an diesem Ich-werde-bald-erwachsen-und-muss-meinen-Platz-in-der-Welt-finden-Gerede, von dem ich ständig auf Social Media lese. Auch ich werde bald 18 Jahre alt. Deshalb reflektiere ich gerade oft, dass ich mich in meinem Leben bis jetzt zu wenig um meine Liebsten gekümmert habe.

Der Großteil meiner Familie lebt in Vietnam. Dadurch hatte ich nie wirklich jemanden, der alle paar Monate da ist, sondern nur eine Familie, die ich erst zwei Mal im Leben gesehen habe. Meine ,deutschen' Mitschüler haben immer erzählt, wie toll ihre Ferien bei Oma und Opa, Onkel und Tante waren. Mir hat das immer wehgetan, weil ich nie so ein Familiengefühl hatte.

Jetzt bin ich aber selbst Tante geworden und will meinen Neffen genau das bieten. Eine Familie, auf die sie sich verlassen können. Generell ist es mir wichtig, ein netterer Mensch zu werden. Nach einem anstrengenden Tag in der Schule fehlt mir dafür leider oft die Energie. Aber genau da will ich mir mehr Mühe für meine Mitmenschen geben."

Elisabeth, 83, kommt aus dem Ahrtal und arbeitete früher als Psychotherapeutin

(Foto: privat)

"Ich muss mehr an die Luft. Mehr Bewegung, daran will ich unbedingt arbeiten. Ich drehe jeden Tag eine Runde. Ich wohne in Berlin-Mitte, direkt an der Museumsinsel. Dort kann man sehr schön spazieren gehen. Aber wenn ich ehrlich bin, ist meine Spazierrunde oft klein. Denn es gibt eine Sache, die mich oft von der Bewegung abhält. Meine Familie sagt mir immer: ,Elisabeth, du verliest dein Leben.' Ich lese so viele Bücher.

Mein ganzes Wohn- und Gästezimmer steht voller Bücher. Weil ich so gerne lese, schaffe ich es an manchen Tagen gar nicht aus dem Haus. Ich versinke dann so tief in ein Buch, dass ich es gar nicht mehr aus der Tür schaffe. Es ist nicht so, dass ich gar nichts mache. Als älterer Mensch hat man es ja schon manchmal schwer, neue Leute kennen zu lernen. Deshalb habe ich mich bei einer Schreibgruppe angemeldet. Das hat mir Spaß gemacht. Aber nach ein paar Mal bin ich nicht mehr hingegangen. Ich dachte mir, Autorin muss ich jetzt in diesem Leben nicht mehr werden."

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