Interview mit Zeruya Shalev:"Diese Live-Tonaufnahmen waren der reinste Horror"

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"Es gibt gerade keinen Alltag, wie wir ihn bis zum 6. Oktober kannten": Schriftstellerin Zeruya Shalev. (Foto: JONATHAN BLOOM)

Zeruya Shalev ist israelische Bestsellerautorin, seit 7. Oktober schreibt sie nicht mehr. Ein Interview in Haifa über ihre Terrorerfahrungen und die Gemeinsamkeiten Netanjahus mit einem gewalttätigen Ehemann.

Von Thorsten Schmitz, Haifa

Zum Gespräch in einem Café in der israelischen Hafenstadt Haifa kommt Zeruya Shalev ein wenig verspätet, sie war noch auf einer Beerdigung. Wenn man genau hinschaut, sieht man, dass sie leicht humpelt. Vor zwanzig Jahren sprengte sich ein Selbstmordattentäter in einem Bus in Jerusalem in die Luft, als sie gerade neben dem Fahrzeug auf dem Bürgersteig lief. Ob man draußen auf der Terrasse sitzen könne, fragt sie, sie möchte rauchen. Shalev, 64, ist eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen Israels. In ihren Bestsellerromanen spielte der Nahostkonflikt fast nie eine Rolle. Das hat sich in den vergangenen Jahren geändert. Shalev ist politischer geworden - und wütender. Sie hat gegen die Justizreform demonstriert, engagiert sich in einer israelisch-palästinensischen Frauengruppe, verdammt die Regierung von Benjamin Netanjahu. Jahrzehnte hat Shalev in Jerusalem gewohnt, dann wollten ihr Mann und der Sohn ans Meer. Tel Aviv war ihnen zu hip, so entschieden sie sich für Haifa, eine Stadt, in der Juden, Araber, Christen erstaunlich gut zusammenleben.

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