Frankreich:Der Sonnenkönig und sein Schatten

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Von wegen Glanz! Vielmehr sollten damit Sorgen und Zerbrechlichkeit von Louis XIV. überstrahlt werden. (Foto: IMAGO/Heritage Images)

Wo Präsident Macrons Probleme wurzeln? Die Biografie von Johannes Willms über Ludwig XIV. hat da ein paar Antworten.

Von Nils Minkmar

Er wird keine Allonge-Perücke aufsetzen, keine weißen Seidenstrümpfe über die Beine rollen und nicht auf hohen Absätzen herein schreiten. Dennoch wird der französische Staatspräsident Emmanuel Macron bei seinem Staatsbesuch in Deutschland Anfang Juli auch vom Geist des Absolutismus begleitet werden. Das liegt nicht an ihm, er wäre die alten Gespenster vielleicht lieber los, sondern an der nach wie vor traditionellen Struktur des französischen Staates. Immer noch kann der Präsident die erstaunlichsten Dinge entscheiden: Er kann, einfach so, das Parlament nach Hause schicken und Neuwahlen ausrufen. Keine Mehrheit eines Gremiums, keine juristische Beratung, ja nicht mal eine Zwei-Faktor-Authentifizierung benötigt er dazu. Er kann Tausende von Planstellen umbesetzen, sogar die Leitung wichtiger Theater kann er austauschen. Er dirigiert Militär und Diplomatie - immerhin Atomwaffen und einen Sitz im UN-Sicherheitsrat - und ist auch stilistisch ein Vorbild für alle, die etwas werden oder darstellen wollen.

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