Unesco:Erfurt ist Weltkulturerbe

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Die Alte Synagoge, eines von mehreren Gebäuden in Erfurt, die zum Weltkulturerbe erklärt wurden. (Foto: Jens Kalaene/picture alliance/dpa)

Die Unesco hat mehrere aus dem Mittelalter stammende Gebäude der Erfurter jüdischen Gemeinde in die Welterbeliste aufgenommen.

Fünfzehn Jahre lang hat Erfurt geforscht und recherchiert - und dann gewonnen: Die Unesco hat das jüdisch-mittelalterliche Erbe in Thüringens Landeshauptstadt als neues Welterbe ausgezeichnet. Das entschied die UN-Kulturorganisation am Sonntag auf ihrer laufenden Sitzung im saudi-arabischen Riad. Ausgezeichnet wurden unter anderem mehrere Bauten der Altstadt, darunter ein vor rund 16 Jahren durch Zufall entdecktes mittelalterliches Ritualbad (Mikwe), das vermutlich um 1250 errichtete sogenannte Steinhaus sowie Erfurts Alte Synagoge. In Deutschland gibt es damit nun 52 Welterbe-Stätten.

"Die Aufnahme des jüdisch-mittelalterlichen Erbes in Erfurt als neue und zweite jüdische Stätte in die Liste des Unesco-Welterbes leistet einen weiteren, wichtigen Beitrag, die gemeinsamen Wurzeln von Juden und Christen in Deutschland und Europa sichtbar zu machen und für die Zukunft zu bewahren", sagte Deutschlands Unesco-Botschafterin Kerstin Püschel. Die neue Welterbestätte fördere das Verständnis für die kulturelle Vielfalt in Deutschland und den gegenseitigen Respekt für das vielschichtige historische Erbe.

Vor zwei Jahren hatte die Unesco erstmals jüdisches Kulturgut in Deutschland ausgezeichnet. Die sogenannten Schum-Stätten in Mainz, Worms und Speyer erhielten den Titel damals als eine Wiege des europäischen Judentums. Erfurts Alte Synagoge gilt als eine der ältesten, bis zum Dach erhaltenen Synagogen in Mitteleuropa. Nach einem Pogrom in der Stadt im Jahr 1349, bei dem quasi die gesamte jüdische Gemeinde von etwa 1000 Menschen ausgelöscht wurde, wurde die Synagoge zunächst zu einem Lagerhaus umfunktioniert und später als Gaststätte sowie Tanzsaal genutzt. Die Stadt vermutet, dass das Gebäude so vor der Zerstörung durch die Nazis bewahrt wurde.

Für Erfurt, wo die Sitzung als Public Viewing übertragen wurde, ist die Aufnahme ein einzigartiger Erfolg, für Deutschland fast schon Gewohntheit. 52 deutsche Welterbestätten wurden im Laufe der Jahre aufgenommen, fünf davon allein in Thüringen: die Wartburg, die Bauhaus-Stätten in Weimar, das Klassische Weimar und der Nationalpark Hainich.

Ursprünglich hatte die Unesco-Sitzung in Russland stattfinden sollen, war aber wegen des russischen Krieges gegen die Ukraine nach Saudi-Arabien verlegt worden - einen Staat, der eine lange Feindschaft zu Israel pflegte und wegen Antisemitismus oft in der Kritik steht.

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