Nachruf auf "Kill Bill"-Star Sonny Chiba:Meister aller Kampfkünste

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Sonny Chiba als Hattori Hanzo in Quentin Tarantinos "Kill Bill" - hier allerdings nur mit einem Shushi-Messer. (Foto: imago stock&people)

Sonny Chiba, Star in japanischen Martial-Arts-Filmen und einem tollen Auftritt in Quentin Tarantinos "Kill Bill", ist im Alter von 82 Jahren gestorben.

Von Tobias Kniebe

Eine blonde amerikanische Touristin kommt in eine Sushi-Bar in Japan und macht etwas unbeholfen Smalltalk mit dem Koch. So beginnt eine schöne Szene in Quentin Tarantinos Rachethriller "Kill Bill", die vor allem deshalb recht lustig wird, weil beide ihre Identität erst einmal verschleiern: Uma Thurman ist "die Braut", eine in allen Kampfkünsten geschulte Killerin. Der Koch ist in Wahrheit Hattori Hanzo, ein legendärer Meister des Schwertkampfs und der Schmiedekunst, dessen unbezahlbare Samurai-Klingen jeden Gegner durchschneiden wie Butter in der Sommersonne. Und so ein Schwert braucht die Braut für ihre Pläne.

Sonny Chiba, selbst eine Legende der japanischen Martial-Arts-Szene, hat diesem Hattori Hanzo unter Tarantinos Regie seine Komik und seine Autorität verliehen - und natürlich war die Szene auch als Hommage an ein ganzes Lebenswerk gedacht, das nicht nur den jungen Martial-Arts-Fan Tarantino geprägt hat. Man hat den Mann also gleich vor Augen bei der traurigen Nachricht, dass er am Donnerstag im Alter von 82 Jahren gestorben ist, an Komplikationen infolge einer Covid-19 Infektion, wie Oricon News in Japan berichtete.

Seine ersten Martial-Arts-Filme bekamen X-Ratings wegen extremer Gewalt - so wurde Tarantino auf Chiba aufmerksam

Als Sadaho Maeda wurde er 1939 in Fukuoka in Japan geboren, und seine erste Meisterschaft entwickelte er tatsächlich in den Kampfkünsten. Ende der Fünfzigerjahre studierte er unter dem Karate-Champion Masutatsu "Mas" Oyama, den er später, als er selbst ein Meister mit zahlreichen Gürteln war, auch in einer Filmtrilogie verkörpern sollte, in "Champion of Death," "Karate Bearfighter" and "Karate for Life".

Zunächst aber wurde er als Schauspieler im japanischen Fernsehen bekannt, in Superhelden-Rollen und in den Thrillern des Regisseurs Kinji Fukasaku, mit dem er immer wieder gearbeitet hat. Sein erster Martial-Arts-Film kam erst 1973, und der zweite, "The Street Fighter," wurde dann schon von New Line Cinema in den Grindhouse-Kinos der USA herausgebracht - mit einem X-Rating wegen extremer Gewalt. So wurde dann auch Tarantino auf Sonny Chiba aufmerksam, sicher lange, bevor er formal alt genug dafür war ...

"The Bullet Train," "The Storm Riders", "Doberman Cop" und "Shogun's Samurai" waren weitere Titel in Chibas ausuferndem Werk. Zuletzt hatte er einen größeren Auftritt, als die Gaspedal- Junkies der "Fast and the Furious"-Reihe in Tokio einen Zwischenstopp einlegten. Er spielte einen Yakuza-Boss. Zum Gedenken aber sollte man sich am besten gleich noch einmal seine Frage bei Tarantino anschauen, wie groß das Ungeziefer denn sei, das die "Braut" mit der sagenhaften Klinge töten will, die er für sie schmieden soll. Und Uma Thurman antwortet: "Riesig."

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