Debatte um "Tauben im Gras":Das Beste kommt zum Schluss

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Exilantin, Kommunistin, später Staatsdichterin der DDR: Anna Seghers und ihr Roman "Transit" gehören ohne Zweifel zum Kanon. Jetzt auch für Abiturienten in Baden-Württemberg. (Foto: Aufbau Verlage)

Anna Seghers als Alternative zu Wolfgang Koeppen: Baden-Württemberg versucht sich im Streit um eine saubere Abitur-Lektüre an einem Kompromiss - mit tragikomischer Pointe.

Von Hilmar Klute

Es gibt in der Bildungsgeschichte unterschiedliche Wege und Anlässe, literarische Texte zu kanonisieren. Im neunzehnten Jahrhundert ließen die deutschen Regenten und Bildungsreformer die Werke der Religion und auch die Klassiker der griechischen Literatur aus den Regalen purzeln, weil man gerade dabei war, sich seiner gloriosen deutschen Seele und der damit verbundenen Klassikernamen zu versichern. Die neuen Anordnungen zur geistigen Erfrischung wurden natürlich zuallererst an den stets duckbereiten Schülern ausprobiert, die konnten sich nicht wehren und waren bald darauf getrimmt, ihren Wieland, ihren Goethe, ihren Herder per Rohrstock durch die Fingerspitzen in ihre kleinen Köpfe zu bekommen. Was wir heute als literarischen Kanon genussbereit zur Kenntnis nehmen, sind die marktgängigen, von Literaturkritikern sehr unterschiedlichen Niveaus (Marcel Reich- Ranicki und Denis Scheck) ausgewählten Lieblingsbücher für die Feierabendgesellschaft.

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