Rassismus-Vorwürfe bei den Oscars:Wenn alles in weißen Händen ist

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Die Oscar-Statue: Die Academy, die sie vergibt, ist nur ein letztes Glied in einer langen Kette. (Foto: AFP)

Ist allein die Oscar-Academy verantwortlich dafür, dass schwarze Filmemacher bei der Oscar-Vergabe übergangen werden? Regisseur Alejandro González Iñárritu sieht ein weiteres Problem.

Von David Steinitz

Immer mehr Filmemacher mischen sich in die Diskussion um die amerikanische Filmakademie ein, welche zwar die Oscars vergibt, sich aber gerade in wildem Aktionismus verheddert. Es seien zu wenig schwarze Filmemacher und zu wenig Filmemacherinnen nominiert, hieß es in den letzten Tagen. Der Regisseur Spike Lee wie auch das Schauspielerehepaar Jada Pinkett Smith und Will Smith kündigten einen Boykott der Verleihung am 28. Februar an.

Charlotte Rampling, aktuell als beste Darstellerin nominiert, konterte, dies sei rassistisch gegenüber Weißen - entschuldigte sich für ihre Aussage aber anschließend wieder. Der Schauspieler Michael Cane verkündete, die Debatte sei sinnlos, da es schließlich um künstlerische Leistungen und nicht um Hautfarbe gehe.

Die Oscar-Academy berief eilig eine Sondersitzung ein. Dort wurden gleich neue Regeln für die Berufung der Mitglieder beschlossen, um die Academy bunter zu machen. Das Ziel: bis 2020 sollen mehr Frauen und mehr Minderheiten ein Stimmrecht bekommen. Zudem soll die lebenslange Mitgliedschaft auf zunächst zehn Jahre begrenzt werden.

Über die genaue Zusammensetzung der Institution gibt es viele Spekulationen, weil diese keine konkreten Zahlen herausrückt. Insgesamt habe sie 6261 Mitglieder, so das Branchenblatt Variety . Die Los Angeles Times will bereits 2012 herausgefunden haben, dass 94 Prozent der Stimmberechtigten weiß und 77 Prozent männlich sind.

Regisseure wie Steve McQueen ("12 Years a Slave") und Alejandro González Iñárritu ("Birdman") begrüßten nun die Reformen der Academy.

Iñárritu aber machte auch auf das wichtigste Detail der Debatte aufmerksam, das derzeit etwas untergeht: Die Academy ist nur das letzte Glied in einer langen Kette. Sie kann nur nominieren, was produziert wird. Solange in Hollywood vor allem weiße Männer Filme über weiße Männer machen, ist eine Quote innerhalb der Akademie nicht viel wert.

© SZ vom 26.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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