Zum 175. Jahrestag der Nationalversammlung in der Paulskirche richtete Frankfurt ein Bürgerfest aus, das Bundespräsident Steinmeier zufolge auch als "Zeichen gegen die Verächter unserer parlamentarischen Demokratie" gedacht war. Ein hehres Unterfangen, das aber unterschlug, dass auch die äußerste Rechte Anspruch auf die gefeierte Tradition erhebt. Die AfD nennt ihren Fraktionsraum im Bundestag "Paulskirchensaal" und sieht im Nationaldenkmal einen Ausdruck deutscher Seele - in einer Aufzählung mit D-Mark, Bundesliga, Schrebergarten, Winnetou und Wurst. Von der NPD bis hin zu den Druckerzeugnissen neurechter Verlage wurde die Paulskirche als besonders "deutscher Ort" hervorgehoben. Tatsächlich bietet die Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts wie auch die Gedenkpraxis des Ortes selber Ansatzpunkte dafür. Als Erinnerungsort ist die Paulskirche keineswegs so eindeutig bestimmt, wie es die Erinnerungskultur gerne hätte.
175 Jahre Nationalversammlung in Frankfurt:So deutsch wie Winnetou und Wurst
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Als Erinnerungsort ist die Paulskirche keineswegs so eindeutig bestimmt, wie es die Erinnerungskultur gerne hätte: Auch die Rechte bezieht sich auf die Frankfurter Nationalversammlung.
Gastbeitrag von Volker Weiß
Deutschland:Schlachtruf der Freiheit
175 Jahre Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche: Warum die Vorkämpfer der deutschen Demokratie auch an sich selbst scheiterten.
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