Der polnische Regisseur und Oscarpreisträger Andrzej Wajda ist tot. Er starb am Sonntagabend im Alter von 90 Jahren, wie das polnische Filminstitut auf seiner Webseite mitteilt. "Es ist ein riesiger Verlust für die polnische Kultur", heißt es. Das Institut würdigt Wajda als "große und außerordentliche Persönlichkeit der polnischen Filmkunst". Wajda sei ein Lehrer und Mentor für viele andere Filmschaffende gewesen - ein Vorbild, das seinesgleichen suche.
Auch zahlreiche polnische Schauspieler und Filmschaffende, die mit Wajda zusammengearbeitet hatten, trauern um den verstorbenen Theater- und Filmregisseur. Sie würdigen ihn als "Meister seiner Kunst", "große Autorität" und "Mentor". Das polnische Kino werde lange um ihn trauern, heißt es.
Der in Suwałki in Nordostpolen geborene Wajda gehörte einer Generation von polnischen Filmemachern an, die das Kino der Nachkriegsszeit stark prägen sollten. Die Filmhochschule in Łódź, an der er 1949 zu studieren begann, brachte in den Fünfziger- und Sechzigerjahren neben ihm Roman Polanski, Krzysztof Zanussi und Krzysztof Kieślowski hervor.
Zu Wajdas größten Werken zählen "Das gelobte Land", "Danton" oder "Der Mann aus Marmor". Im Laufe seiner Karriere sammelte er so gut wie alle wichtigen Preise der Branche: Im Jahr 2000 erhielt Wajda einen Oscar für sein Lebenswerk. 2006 würdigte ihn die Berlinale mit dem Goldenen Ehrenbären und die Filmfestspiele von Venedig 1998 mit einem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk. Bei den Filmfestspielen in Cannes gewann er 1981 die Goldene Palme. Drei seiner Filme waren für einen Oscar nominiert. "Das gelobte Land" aus dem Jahr 1975, "Die Mädchen von Wilko" aus dem Jahr 1979 und "Katyn" 2007.
Werk geprägt durch komplizierte Geschichte seiner Heimat
Bereits Wajdas erste Filme - "Eine Generation" (1955), "Der Kanal" (1957) und "Asche und Diamant" (1958) gelten bis heute als Meisterwerke und Klassiker der "polnischen Filmschule". Der Regisseur, der bis zuletzt ein höchst politischer Mensch und selbst am Widerstand gegen die deutsche Besatzung beteiligt war, setzte sich in diesen Filmen mit der Kriegszeit und der Machtübernahme durch die Kommunisten nach 1945 auseinander, wobei er da schon bei dem neuen Regime aneckte.
Denn er weigerte sich, die Konvention des sozialistischen Realismus zu übernehmen. So war der Hauptprotagonist seines Dramas "Asche und Diamant", das kurz nach dem Zweiten Weltkrieg spielt, nicht etwa der kommunistische Funktionär wie in der Buchvorlage von Jerzy Andrzejewski, sondern er machte einen Kämpfer der polnischen Heimatarmee des Zweiten Weltkrieges zur Hauptfigur.
20 Jahre später nutzte der Regisseur den internationalen Ruhm, den er inzwischen erlangt hatte, um einen offen regimekritischen Film zu drehen. Der Klassiker "Der Mann aus Marmor", aus dem Jahr 1977 war eine schonungslose Kritik am verlogenen stalinistischen System in Polen.