Dresden:Gefängnis erfahren im Deutschen Hygiene-Museum Dresden

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Das Deutsche Hygiene-Museum (DHMD). (Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/ZB/Archivbild)

Besucher des Deutschen Hygiene-Museums (DHMD) in Dresden können ab Samstag in die den meisten Menschen unbekannte Gefängniswelt eintauchen. Ausgehend von der...

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Dresden (dpa/sn) - Besucher des Deutschen Hygiene-Museums (DHMD) in Dresden können ab Samstag in die den meisten Menschen unbekannte Gefängniswelt eintauchen. Ausgehend von der konfrontativen Aussage „Wir sind es, die strafen“ vor der Tür beleuchtet „Im Gefängnis - Vom Entzug der Freiheit“ (bis 31. Mai 2021) das Thema Freiheitsentzug als Form der Bestrafung, die Geschichte der Institution Gefängnis sowie deren Auswirkungen auf Menschen. Die Schau zeuge von der Spannung zwischen medial erzeugter Faszination, die „fast schon Teil der Popkultur“ sei, und der Realität hinter Gittern, sagte DHMD-Direktor Klaus Vogel am Freitag vor der Eröffnung. „Die Wenigsten waren jemals in einer Haftanstalt, als Insasse oder auch Besucher.“ Dennoch glaube Jeder, den „Knast“ zu kennen.

Teils in nachgebauten Zellen versammelt sind knapp 200 Objekte auch aus dem Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondmuseum Genf (Schweiz) und dem Lyoner Musée des Confluences (Frankreich), den Kooperationspartnern der trinationalen und vom Bund geförderten Schau. Dresden ist die dritte Station. Beim Thema Gefängnis und Strafen gehe es tatsächlich um die menschliche Verfasstheit im Grenzbereich der Existenz zwischen Gerechtigkeit und Menschlichkeit. „Das Gefängnis ist ein integraler Teil der Gesellschaft und des Gemeinwesens“, so der Direktor.

Der Rundgang reicht laut Vogel von Wissen, Geschichte und Struktur von Gefängnis, Facetten des Haftalltags bis zur Frage nach Alternativen, Menschen „zum Guten zu bekehren, indem die Bösen zusammen eingesperrt werden“. Sozialwissenschaftler und Kriminologe Jens Borchert sprach von dem Vollzug immanentem Widerspruch. „Wir entziehen Freiheit, um auf die Freiheit vorzubereiten.“ Haft bedeute Verlust der freien Verfügung über Zeit und Raum, Zwang zur Aufgabe der bisherigen Identität und leben in einer Art Subkultur.

Dokumente und Fotos aus aller Welt zeugen vom historischen und verschiedenen Umgang mit Straftätern - auch der Schöpfer des berühmten „Kuss“-Bildes, Robert Doisneau, hat hinter Gittern fotografiert. In drei großen Zellen in leuchtendem Orange sind Dokumente und Fotos, aber auch Skurriles versammelt: ein Schachspiel aus Seife, eine mit Frida Kahlo-Porträt tätowierte Handtasche des mexikanischen Unternehmens Prison Art oder ein künstlicher Penis aus Silikon mit Heizspirale aus DDR-Zeiten, Kuli-Mine oder Rasierklinge, die Inhaftierte verschluckten, aus Besteck gefertigte Waffen oder Schlüssel - und der „Pizzaofen“, den RAF-Terrorist Jan-Carl Raspe in der Haft in Stuttgart-Stammheim aus einer Blechdose, Alufolie und Kugelkerze baute und der in Andreas Baaders Zelle gefunden wurde.

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