Ausstellung:„Tod und Teufel“: Museum zeigt die Faszination des Horrors

Lesezeit: 1 min

Für die Macher einer neuen Ausstellung in Darmstadt gehört die Darstellung des Horrors zur Kulturgeschichte. Heute ist sie ihrer Auffassung nach auch Widerstand gegen den Mainstream.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Darmstadt (dpa) - Ein Mensch mit einem Müllsack über dem Kopf, eine Vitrine mit Torsos am Fleischhaken und am Eingang gleich ein Sarg mit Totenkopf: Eine neue Ausstellung zeigt ab diesem Freitag in Darmstadt eine Geschichte des Schreckens. „Tod und Teufel. Faszination des Horrors“ im Hessischen Landmuseum thematisiert das Grauen in Werken alter Meister bis zur Aktualität in Mode, Musik, Film und zeitgenössischer Kunst. „Horror als Genre begleitet kontinuierlich die Kulturgeschichte“, sagte Museumsdirektor Martin Faass am Donnerstag vor der Ausstellungseröffnung. Die Schau mit mehr als 100 gezeigten Werken ist vom Kunstpalast Düsseldorf in Kooperation mit dem Landesmuseum entstanden. Sie ist bis zum 2. Juni in Darmstadt zu sehen.

„Es ist ein ungewöhnliches Thema für Kulturinstitutionen“, sagte die Kuratorin vom Kunstpalast Düsseldorf, Westrey Page. Horror gelte teils als oberflächlich und abgedroschen. Sie wolle die Tiefe zeigen. Horror sei unglaublich vielfältig und auch politisch.

Die Ausstellung zeigt alte Meister wie Albrecht Dürer, morbide Mode, den Einfluss auf die Musik, wie er sich in Plattencovern und Leadtexten von Bands wie Iron Maiden oder Motörhead widerspiegelt. Sie zeigt Skulpturen oder Fotos von Henkersmahlzeiten von in den USA zum Tode verurteilten Straftätern, die Stillleben ähneln. Auch der Einfluss auf die Filmindustrie mit Filmen wie Rosemary's Baby oder der Exorzist sind Thema. Hier fand Horror schon früh Eingang - mit Friedrich Wilhelm Murnaus Stummfilm Nosferatu von 1922, von dem Sequenzen gezeigt werden. Auch Puppen sind zu sehen. „Das Feiern des anders sein, ist auch im Kinderzimmer angekommen“, sagte Page.

Die Darstellung von Horror habe sich in der jüngeren Vergangenheit auch als Protest und Widerstand formiert. Metall-Musik sei das Genre, das sich mit Satanismus beschäftige, auch um Normen der christlichen Gesellschaft zu widersprechen, sagte Page. Seien im Mittelalter Darstellungen von Dunkelheit, Tod und Dämonen unsympathisch gewesen, seien die Darstellungen heute auch Sympathiefiguren. Anders als in Bram Stoker's Dracula sind Vampire ihrer Aussage nach heute auch sexy.

© dpa-infocom, dpa:240229-99-169167/2

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: