Museen:Ausstellung zum „Hamburger Aufstand“ von 1923

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Blick auf Objekte der Austellung "Hamburg 1923. Die bedrohte Stadt" im Museum für Hamburgische Geschichte. (Foto: Franziska Spiecker/dpa)

Vor 100 Jahren organisiert die Kommunistische Partei in Hamburg einen blutigen Aufstand gegen die junge Demokratie. Die Ereignisse wurden vor allem in der DDR zu einem Mythos verklärt. Eine Ausstellung in Hamburg zeigt, wie stark die Sowjetunion beteiligt war.

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Hamburg (dpa/lno) - Im Museum für Hamburgische Geschichte ist ab Mittwoch eine Ausstellung zum Hamburger Aufstand vor 100 Jahren zu sehen. Gut vier Jahre nach den ersten freien und gleichen Wahlen der Bürgerschaft hatten Kommunisten im Oktober 1923 versucht, in Hamburg gewaltsam die Macht zu ergreifen. Wie einer der Kuratoren, der Historiker Ortwin Pelc, erklärte, griffen Aktivisten der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) am Morgen des 23. Oktober 26 Polizeiwachen an und erbeuteten Waffen. Es folgten heftige Straßenkämpfe über zwei Tage, bei denen mehr als 100 Menschen starben. Unter den Toten waren 17 Polizisten und 24 Aufständische. Die Mehrzahl der Opfer seien Unbeteiligte gewesen, sagte Pelc.

Nach der Niederschlagung des Aufstands wurden 870 Beteiligte vor Gericht gestellt und zu Strafen von bis zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Allerdings seien sie schon zwei Jahre später wieder freigelassen worden. Der neue Reichspräsident Paul von Hindenburg habe sie amnestiert, erklärte Pelc am Dienstag. Direkt nach dem Aufstand wurden die Straßenkämpfe zu einem Mythos verklärt. Der Hamburger Kommunistenführer und spätere KPD-Vorsitzende Ernst Thälmann wurde vor allem in der DDR als Held einer gescheiterten Revolution gefeiert.

Die KPD sei bereits 1923 von der Komintern, der von der Sowjetunion gesteuerten Kommunistischen Internationalen, abhängig gewesen, sagte Pelc. Die Führung um Lenin habe die Revolution endlich auch in Deutschland durchsetzen wollen. Ein für Oktober angekündigter Generalstreik und Aufstände in ganz Deutschland seien zwar abgeblasen worden, doch die Hoffnung der Sowjets habe auf Hamburg geruht.

Mit mindestens 300.000 US-Dollar habe die Sowjetunion den „deutschen Oktober“ unterstützt, sagte Pelc' Kollege Olaf Matthes. Aus den Urteilen gegen die Aufständischen gehe hervor, dass im Hamburger Hafen Schiffe mit Waffen ankamen, ergänzte Pelc. In der Sowjetführung habe es Überlegungen gegeben, den Aufständischen in Deutschland notfalls mit der Roten Armee zu Hilfe zu kommen. Ein kommunistischer Bürgerschaftsabgeordneter berichtete in seinen Erinnerungen, dass er mit einem sowjetischen General nach Hamburg gereist sei. Auf dem Turm des Michels hätten sie den Ablauf des geplanten Aufstands besprochen.

„Es war faktisch ein Putschversuch, genau wie drei Wochen später in München“, sagte Matthes in Anspielung auf den Ludendorff-Hitler-Putsch. Die beiden Historiker konnten erstmals die Berichte des damaligen sowjetischen Generalkonsuls in Hamburg, Grigorij Sklovskij, auswerten. Dieser habe auch von einem „Putsch“ gesprochen, sagte Pelc.

Über den Titel „Hamburg 1923. Die bedrohte Stadt“ sei lange diskutiert worden, sagte Museumsdirektorin Bettina Probst. Andere Vorschläge wie „Aufstand gegen die Demokratie“ habe man verworfen. Die Ausstellung solle eine Bühne sein, auf der über verschiedene Sichtweisen diskutiert werden könne. „Wir können nur anregen, Fragen zu stellen“, sagte Probst. Das von Pelc und Matthes herausgegebene Begleitbuch trägt den Titel „Die bedrohte Stadtrepublik. Hamburg 1923“. Die Ausstellung ist bis zum 7. Januar 2024 zu sehen. Dann wird das Museum wegen einer umfassenden Sanierung bis mindestens Mitte 2027 geschlossen.

© dpa-infocom, dpa:230919-99-253539/2

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