Altenburg:Zoff um Lindenau-Museum: Umstrittene Glasfassade soll kommen

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Das Lindenau Museum. (Foto: Bodo Schackow/dpa-Zentralbild/dpa)

Trotz scharfer Kritik aus Teilen der Fachwelt halten die Planer des Altenburger Lindenau-Museums grundsätzlich an ihrem Fassadenentwurf fest. "Wir haben einen...

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Altenburg (dpa) - Trotz scharfer Kritik aus Teilen der Fachwelt halten die Planer des Altenburger Lindenau-Museums grundsätzlich an ihrem Fassadenentwurf fest. „Wir haben einen Planungsstand, wir stehen zu dem Planungsstand“, sagte Landrat Uwe Melzer (CDU) am Donnerstag. Sowohl der Förderantrag als auch der Bauantrag seien gestellt. Im Zuge des von Bund und Freistaat Thüringen mit 48 Millionen Euro geförderten Umbaus soll eine neobarocke Treppenanlage von 1910 abgerissen und durch einen verglasten Eingangsbereich ersetzt werden. Erste Pläne dazu waren Ende vergangenen Jahres bekannt geworden und auf Kritik gestoßen.

„Das zeugt von einem grundsätzlichen Unverständnis für die architektonischen Anforderungen eines solchen Bauwerks“, hieß es dazu in einer jüngsten Resolution der Klasse Baukunst der Sächsischen Akademie der Künste. „Der Ursprungsgedanke, den repräsentativen Monumentalbau tektonisch sinnvoll in die Hanglage hinein zu platzieren, wird ins Lächerliche gekehrt.“ Die über 30 Fachleute aus Architektur, Denkmalpflege und Historik forderten, „diese Planung grundsätzlich zu überdenken“. Auch das Stadtforum Altenburg monierte, der Entwurf werde der „Würde des Gebäudes nicht gerecht“.

„Das ist ein Planprozess, der ist noch nicht fertig“, sagte hingegen Architekt Markus Sabel vom beauftragten Erfurter Büro Kummer, Lubk und Partner. Inzwischen seien kleinere Anpassungen gemacht worden, so etwa eine Neuausrichtung der Stützen in dem Glasvorbau. Die Anforderung sei unter anderem Barrierefreiheit gewesen. Auch mehr Sichtbarkeit von außen solle dadurch gegeben sein. Landrat Melzer machte klar, dass es keine Pläne gebe, den Architektenwettbewerb von vorne zu beginnen.

Landeskonservator Holger Reinhardt betonte ebenfalls, dass es sich um einen Planungsstand handle. „Auch wir sind noch nicht ganz zufrieden mit dem, was hier gezeigt wird“, sagte er. Es gebe aber einen konstruktiven Austausch. Es gelte abzuwägen zwischen der historischen Form eines Gebäudes und den damit verbundenen historischen Werten. „Es ist auch Bestandteil der Würde des Hauses, einen Auftrag zu erfüllen“, führte er weiter aus. Das Lindenau-Museum habe auch einen Bildungsauftrag - und den gelte es weiter zu formulieren. Im Eingangsbereich des Museums soll künftig etwa auch eine Keramikwerkstatt zu sehen sein.

Auch das Vergabeverfahren wurde von den Kritikern in Zweifel gezogen. „Die Fehlentwicklung hätte vermieden werden können, wenn, wie bei derart bedeutenden und öffentlich finanzierten Projekten üblich, der Weg über einen Wettbewerb mit vorangehenden Fachkolloquien gegangen worden wäre“, schrieb die Klasse Baukunst. Aus Sicht des Stadtforums fehlt diese Einbindung von Expertise von außerhalb nach wie vor. „Das Beste wäre, wenn man auch die Bevölkerung mit einbezieht. Es muss ein öffentlicher Diskurs her“, sagte Sprecher Marko Heinke zudem.

Der Verantwortliche des Landkreises für die Baumaßnahmen, Bernd Wenzlau, sagte dazu: „Die Verfahren sind so gemacht worden, wie es die Gesetzgebung in Deutschland vorschreibt.“ Im weiteren Planungsprozess seien auch Fachberater eingebunden worden.

Das traditionsreiche Haus am Fuße des Schlossbergs ist seit Januar 2020 geschlossen und soll mit rund 48 Millionen Euro von Bund und Land umfangreich umgebaut und saniert werden. Das Museum hat unterdessen ein Interimsquartier am Marktplatz bezogen. Die Wiedereröffnung war zuletzt für das Jahr 2025 angepeilt.

© dpa-infocom, dpa:220210-99-65863/3

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