Frauen-Monopoly:In Pumps auf die Schlossallee

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Ein Business-Bambi - die Heldin des Spiels. (Foto: Hasbro)
  • Der Spielehersteller Hasbro versucht sich mit "Ms Monopoly" an einer Art feministischen Variante des Kapitalisten-Lieblingsspiels.
  • Herausgekommen ist ein klischeetriefendes Spiel, das Frauen finanziell bevorzugt - wodurch wohl echte Ungerechtigkeit in gute Spiel-Laune überführt werden soll.

Von Gerhard Matzig

Verschwörungstheoretisch läuft es so, wobei sich das vermutlich Blofeld, Dr. No und Christoph Waltz gemeinsam ausgedacht haben; y-chromosomal bedingt ist der Mann der natürliche Schurke im Kosmos. Also: Im Oktober erscheint die seit 1933 in mehr als 100 Ländern verkaufte Brettspiel-Legende "Monopoly" erstmals in einer, tja, weiblichen Version namens "Ms. Monopoly", die sich, so der Hersteller Hasbro, der "Geschlechtergerechtigkeit" verpflichtet fühlt und Frauen gnadenlos bevorzugt.

Doch zugleich wird eine Studie zum "Gender Pension Gap" bekannt, wonach Frauen in der Realität durchschnittlich 26 Prozent weniger Rente bekommen als Männer (Tilburg Universität). Außerdem wird ebenfalls gleichzeitig eine Studie der Universität Houston zu den "Me Too"-Folgen publiziert, wonach Frauen seit Harvey Weinstein nicht etwa respektvoller behandelt werden in der Arbeitswelt, zu schweigen von Parität, sondern im Gegenteil: Um mit Frauen keine Sexismus-Scherereien zu bekommen, neigen mehr Kollegen als zuvor dazu, die Kolleginnen gleich ganz zu meiden. Sexistisch sein, um nicht sexistisch werden zu müssen: auch eine Idee.

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Die Oberbösewichtidee besteht aber darin, echte Ungereimtheiten durch gespielte Gerechtigkeiten in gute Laune rund um jenes Monopoly-Spielfeld zu überführen, das hintereinandergelegt seit 1933 ein paar Mal um den Erdball reicht. Genauso absurd wie dieser Vergleich ist der lachhafte Versuch, durch eine feminine XX-Version des Spieles so etwas wie Parität im Leben herstellen zu wollen.

Aber gut. Männer erhalten jedenfalls ab Oktober - das ist eine gendergerechte Revolution - beim Überschreiten des Los-Feldes künftig nur 200 Monopoly-Bucks, während Kapitalistinnen 20 Prozent mehr einsacken dürfen: 240 Bucks. Rententechnisch besser wären ja 26 Prozent. Aber man kann nicht alles haben. Frau sowieso nicht. Immerhin heißt ja nun das bekannte Monopoly-Männchen (Monokel, Schnauzbart, Zylinder und Frack), das auf die Schlossallee schielt, "Ms. Monopoly". Diese sieht so aus, wie man sich eine Ikone im heroischen Kampf der Geschlechter vorstellt. Also wie eine Art Business-Bambi mit Blazer, Pumps und Bambi-Blick. So süüüüüüüß. Es werden auch keine Grundstücke mehr verschachert, sondern "bahnbrechende Erfindungen von Frauen". Gemeint ist zum Beispiel der Kaffeefilter von Melitta Bentz. Statt Häuser und Hotels werden zudem Geschäftszentralen errichtet.

Sieger, ja hoffentlich Siegerin ist, wie so herrlich oft im ökonomistisch vernichtenden Unisex-Leben, die Frau, die alle anderen, bevorzugt Männer, in den Ruin treibt. Das ist praktisch wie im echten Leben. Am Monopoly-Tisch bricht dann kichernder Prosecco-Jubel aus. Sorry, sollte das ein Klischee sein. Und Männer, noch ein Klischee aus Gründen der Gerechtigkeit, können im realen Leben nonchalant weiter tun, was zu tun ist. Die Schlossallee besetzen und den "2. Preis im Schönheitswettbewerb" gewinnen. Bislang gab es hier keinen ersten Preis bei Monopoly. Aber hey, das kann man ändern.

© SZ vom 18.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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