Moderne:Jahrhundert-Künstler: Picasso und Beckmann in Wuppertal

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Bilder der Maler Max Beckmann und Pablo Picasso. (Foto: Henning Kaiser/dpa)

Sie wurden Zeugen zweier Weltkriege, vom Faschismus bedrängt und zu Schlüsselfiguren der Moderne: Eine große Schau in Wuppertal ist den Jahrhundert-Künstlern Pablo Picasso und Max Beckmann gewidmet.

Von Frank Christiansen, dpa

Wuppertal (dpa/lnw) - Zum 50. Todesjahr Pablo Picassos wartet das Von der Heydt-Museum in Wuppertal mit dem Höhepunkt seines Ausstellungsjahres auf: Rund 200 Werke von Picasso und Max Beckmann werden von Sonntag an in einer großen Schau gegenübergestellt. „Pablo Picasso / Max Beckmann: Mensch - Mythos - Welt“ ist bis zum 7. Januar 2024 in Wuppertal zu sehen, bevor die Ausstellung nach Hannover ins Sprengel-Museum wechselt.

Mit Picasso (1881-1973) und Beckmann (1884-1950) bringt das renommierte Kunstmuseum zwei Schlüsselfiguren der Moderne in Stellung. Beide wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Zeugen zweier Weltkriege, von Armut und Elend.

Beide offenbaren ihr Mitgefühl für Außenseiter, für Randexistenzen, die in Not und Elend leben. Beide wurden von faschistischen Regimes - unter Franco und Hitler - drangsaliert. Die Werke beider Künstler wurden von den Nationalsozialisten als „entartet“ verfemt. Aber Picasso und Beckmann waren auch Konkurrenten im Kunstbetrieb.

Das Von der Heydt-Museum besitzt Werke beider Maler, die es nun zeigt, ergänzt durch die des Sprengel-Museums und diverser Leihgeber wie etwa dem Pariser Centre Pompidou.

Immerhin darf sich das Von der Heydt-Museum das erste Museum der Welt nennen, das bereits 1911 ein Werk Picassos sein Eigen nennen konnte. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass dieses Bild, eine Schenkung, 1937 als „entartet“ von den Nazis aus dem Bestand genommen und für Devisen versteigert wurde - und seitdem nicht mehr ins Haus zurückgekehrt ist.

Die Schau zeigt Parallelen und Gegensätze: Beckmann erlebt das das Grauen des Ersten Weltkriegs als Sanitäter auf den Schlachtfeldern und bricht zusammen. Sein Werk erfährt eine Zäsur. Für Picasso ist diese Zäsur spätestens 1937 die Bombardierung Guernicas im spanischen Bürgerkrieg durch die deutsche Luftwaffe.

Im Jahr 1937 verlässt Beckmann Deutschland und emigriert nach Amsterdam, nachdem ihn die Nazis von der Frankfurter Städelschule vertrieben hatten. An der Seite von Picassos berühmtem Gemälde „Guernica“ hing in New York viele Jahre Beckmanns „Departure“, berichtet Museumsdirektor Roland Mönig.

Mit dem Kubismus, der Auflösung des Gegenständlichen, mit dem sich Picasso unsterblich macht, kann Beckmann nicht viel anfangen, lästert über die „Picasso-Schachbrettchen“ und setzt seine Gegenständlichkeit dagegen. Aber wenn man genau hinschaut, sagt Mönig, finde man schließlich auch bei Beckmann zarte Anleihen an den Kubismus.

Während Picassos Werk nach dem Zweiten Weltkrieg über Jahrzehnte anwächst, getrieben von der Schaffenskraft des Spaniers, ist Max Beckmann dies nicht vergönnt: Er stirbt 1950 in Manhattan auf der Straße an einem Herzinfarkt. In Hannover wird die Ausstellung 2024 zu sehen sein.

© dpa-infocom, dpa:230914-99-194864/3

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