Nachruf:Ein Geschenk für die Welt

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Die Singer-Songwriterin Melanie, geborene Melanie Anne Safka, im Jahr 1972. (Foto: Evening Standard/Getty Images)

In Woodstock wurde sie ein Star, später war sie Friedensbotschafterin, Glücksverkünderin: Nun ist die Folk-Legende Melanie Safka in Nashville gestorben.

Von Willi Winkler

Kurz nach der Zeitenwende zu den Siebzigern, tief im vergangenen Jahrhundert, wurde der Vorname Melanie plötzlich populär. Angeblich geht er auf zwei Römerinnen des vierten und fünften Jahrhunderts zurück, die Aufnahme in den katholischen Heiligenkalender fanden, weil sie Klöster gründeten (die ältere) beziehungsweise gute Werke taten und fasteten (die jüngere). Aber die Eltern, die ihren Töchtern diesen kostbaren Namen gaben, waren keineswegs besonders fromm, sondern Hippies (oder wären es gern gewesen), Angehörige der Woodstock Generation. In Woodstock nämlich kam 1969 am ersten Festivalabend, als eben der Regen einsetzte, eine junge Frau auf die Bühne, geradezu klinisch drogenfrei, bewaffnet nur mit einer Gitarre und langen Haaren, und fing kurz vor Mitternacht mit leicht heiserer Stimme an, die "Beautiful People" vor ihr zu besingen. Sie war für eine wasserscheue Band eingesprungen und hatte Glück, weil sie mit ihrer Akustikgitarre keinen Stromschlag fürchten musste. Ravi Shankar, der vor ihr aufgetreten war, hatte der Menge geraten, Kerzen anzuzünden und damit den Regen zu vertreiben, was logischerweise nichts half, aber für eine stimmungsvolle, Georges-de-La-Tour-mäßige Szenerie und vor allem für den Song "Lay Down (Candles in the Rain)" sorgte, mit dem Melanie, die mit Nachnamen Safka hieß, aber immer Melanie blieb, zum Inbegriff des Blumenkinds wurde.

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